Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

16.02.2017Neue Erkenntnisse zum Leben im Ruhestand aus den Daten der TOP-Studie

BiB-Wissenschaftler bestätigen in der Fachzeitschrift Ageing International einen Zusammenhang zwischen Arbeiten im Ruhestand und der Qualität der Partnerschaft. Darüber hinaus betrachten sie im Journal of Aging and Physical Activity, welche Aktivitäten im Rentenalter mit körperlicher Bewegung konkurrieren.

Die Erwerbstätigkeit im Rentenalter bietet ein großes Potenzial für alternde Gesellschaften. Die Konsequenzen für Partnerschaften sind noch wenig erforscht, besonders in Deutschland. Inwiefern hängt eine fortgeführte Erwerbstätigkeit („Bridge Employment“) im Ruhestand mit der Partnerschaftsqualität zusammen und lassen sich für diesen Zusammenhang Unterschiede zwischen Männern und Frauen beobachten?

Dr. Andreas Mergenthaler und Dr. Volker Cihlar betrachten in ihrem Beitrag für die referierte Fachzeitschrift „Ageing International“ zwei Indikatoren der Partnerschaftsqualität im Ruhestand: zum einen, die subjektiven Veränderung der Partnerschaft durch den Ruhestandseintritt, zum anderen die Zufriedenheit mit der Partnerschaft.

Auch wenn eine fortgeführte Erwerbstätigkeit im Ruhestand keine direkte Assoziation mit den beiden betrachteten Indikatoren der Partnerschaftsqualität zeigt, so lässt sich doch eine Interaktion mit der Geschlechtszugehörigkeit beobachten. Frauen, die im Ruhestand erwerbstätig waren, haben eine geringere Chance, ihre Partnerschaft seit dem Ruhestandseintritt als verbessert wahrzunehmen als Männer, die im Ruhestand einer Erwerbstätigkeit nachgingen.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung einer geschlechtsspezifischen Perspektive auf eine fortgeführte Erwerbsbeteiligung nach dem Ruhestandseintritt und deren Zusammenhänge mit Aspekten der Partnerschaftsqualität.

Mergenthaler, Andreas; Cihlar, Volker; (2017): Bridge Employment and Marital Quality in Germany – Different Implications for Men and Women? In: Ageing International [DOI: 10.1007/s12126-017-9281-y]

Welche Tätigkeiten stehen in Konkurrenz zu körperlicher Aktivität?

Dass ausreichend körperliche Aktivität eine gesundheitsfördernde Wirkung hat, ist gut erforscht. Mit steigendem Alter nehmen die Risiken für Erkrankungen zu, regelmäßige Bewegung kann zu einem gesunden Altern beitragen.

Dr. Volker Cihlar (BiB) und Prof. Dr. Sonia Lippke (Jacobs University Bremen) untersuchen in ihrem referierten Artikel für das Journal of Aging and Physical Activity, welche Tätigkeiten mit der Ausübung körperlicher Aktivität bei 55- bis 70-Jährigen konkurrieren. Erwerbsarbeit und die Pflege von Angehörigen hängen negativ mit regelmäßiger körperlicher Bewegung zusammen.

Pflegende Angehörige sind zwar motiviert, werden aber nicht im gewünschten Umfang körperlich aktiv. Ein weiteres Ergebnis: Bürgerschaftliches Engagement und der Umfang der körperlichen Aktivität stehen in positivem Zusammenhang. Es zeigt sich also, dass extern bestimmte Tätigkeiten, wie einer Erwerbsarbeit nachzugehen und einen nahen Angehörigen zu pflegen, eher in Konkurrenz zu der Ausübung körperlicher Aktivität stehen, während intern bestimmte Tätigkeiten (sich bürgerschaftlich zu engagieren) und körperliche Aktivität sich offenbar gegenseitig befruchten.

Cihlar, Volker; Lippke, Sonia (2017): Physical Activity Behavior and Competing Activities: Interrelations in 55-to-70-Year-Old Germans In: Journal of Aging and Physical Activity [DOI: 10.1123/japa.2016-0211]