Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Artikel in „Raumforschung und Raumordnung“ | 02.08.2017Hat die Verbreitung des Wochenendpendelns in Deutschland zugenommen?

In einem Beitrag für die Zeitschrift „Raumforschung und Raumordnung“ untersuchen Dr. Heiko Rüger und Harun Sulak die Verbreitung und zeitliche Entwicklung des Wochenendpendelns in Deutschland.

Auf der Grundlage des Mikrozensus wird analysiert, ob die Zahl der erwerbstätigen Wochenendpendlerinnen und -pendler im Zeitraum zwischen 1991 und 2012 zugenommen hat. Zudem wird der Frage nachgegangen, welche soziodemografischen, beruflichen und raumbezogenen Merkmale die Wahrscheinlichkeit des Wochenendpendelns beeinflussen. Dabei wird auch betrachtet, ob es Unterschiede bei den Effekten nach Geschlecht gibt. Da heute viele Frauen nicht mehr dazu bereit sind, für den Job ihres Partners umzuziehen, lässt sich vermuten, dass das Wochenendpendeln als Mobilitätsalternative an Bedeutung gewonnen hat.

Verdreifachung des Anteils der Wochenendpendlerinnen und -pendler in 17 Jahren

Die Ergebnisse belegen einen kontinuierlichen Anstieg des Wochenendpendelns unter den Erwerbstätigen von 0,34 auf 1,02 % zwischen 1991 bis zum Jahr 2008, was rund einer Verdreifachung des Anteils entspricht. Für das Jahr 2012 ergibt sich allerdings ein Rückgang, der in erster Linie durch methodische Gründe verursacht wurde.

Mehr Männer als Frauen pendeln am Wochenende

Insgesamt offenbaren die Befunde deutliche Unterschiede bei den soziodemografischen Merkmalen. So ist beispielsweise der Anteil der Wochenendpendler unter den Männern mit 1,5 % rund dreimal so hoch im Vergleich zu den Frauen. Ebenfalls höhere Anteile an Wochenendpendlern wiesen die Erwerbstätigen aus Ostdeutschland (3,4 %), höher Gebildete (1,8 %) sowie insbesondere die Berufsgruppe der Soldaten (18,9 %) auf. Den Analysen zufolge ist der „typische“ Wochenendpendler demnach männlich, hat einen Hauptwohnsitz in Ostdeutschland und ist nicht verheiratet. Die „typische“ weibliche Wochenendpendlerin ist zwischen 25 und 34 Jahren alt, Akademikerin und nicht verheiratet. Zusammengenommen lassen sich die Ergebnisse so interpretieren, dass es sich beim Wochenendpendeln um ein Phänomen handelt, das sowohl Aspekte einer „modernen“ als auch einer traditionellen Lebensform vereint.

Rüger, Heiko; Sulak, Harun (2017): Wochenendpendeln von Erwerbstätigen in Deutschland: Analysen mit den Mikrozensen 1991 bis 2012. In: Raumforschung und Raumordnung - Spatial Research and Planning (Online First) [DOI: 10.1007/s13147-017-0496-x]