Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Bevölkerungsforschung Aktuell • 27.04.2018Deutschland als demografisches Vorbild für Korea?

Mit der Wiedervereinigung 1990 hat Deutschland seine staatliche Trennung in West- und Ostdeutschland letztlich überwunden. Dies gilt nicht für Korea: Noch immer ist die Halbinsel in einen Nord- und Südteil gespalten.

Wenngleich es aktuell Phasen der sachten Annäherung gibt, bleibt der Wunsch einer vereinigten Nation zentraler Aspekt offizieller süd- wie nordkoreanischer politischer Rhetorik. Vor diesem Hintergrund besteht vor allem aus südkoreanischer Hinsicht großes Interesse an der demografischen Entwicklung Deutschlands seit 1990 als möglichem Vorbild zur Abschätzung bevölkerungsbezogener Veränderungen im Falle einer möglichen Wiedervereinigung.

Damit stellt sich die Frage: Können die demografischen Erfahrungen Deutschlands im Zuge der Wiedervereinigung als Blaupause für eine ähnliche Situation in Korea dienen? Dieser Frage widmet sich der Beitrag in der neuen Ausgabe von „Bevölkerungsforschung Aktuell“. Es zeigt sich, dass zumindest die unmittelbare Zeit nach einer Grenzöffnung oder sogar Wiedervereinigung mit ähnlichen demografischen Phänomenen wie in Deutschland verbunden sein könnte. Allerdings lässt der auch im damaligen historisch-geopolitischen Kontext einzigartige Charakter der deutschen Wiedervereinigung eine direkte Übertragung auf Korea kaum zu. Erschwerend kommt hinzu, dass es an umfassenden, zuverlässigen Informationen über den Bevölkerungsstand, die Gesellschaft, kulturelle Besonderheiten, den Zustand der Wirtschaft und der Infrastruktur in Nordkorea fehlt.

Im Interview mit „Bevölkerungsforschung Aktuell" weist der Autor des Beitrags, Prof. Dr. Bernhard Köppen, zudem darauf hin, dass die Bundesrepublik die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit besaß, den Beitritt so schnell und erfolgreich zu bewerkstelligen. „Dies war eine ganz besondere historische Fügung, die so in Korea nicht gegeben ist“. Des Weiteren sei unklar, wie sich die Nachbarstaaten Südkorea, China und Russland jeweils verhalten. Es sei durchaus denkbar, dass sie gegebenenfalls intervenieren könnten, betonte Prof. Köppen.

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