Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Artikel in „Social Science Research“ • 22.06.2018Ist ein Auslandsstudium auf dem Arbeitsmarkt verwertbar?

Der Artikel widmet sich der Frage, ob sich Studienabsolventinnen und -absolventen mit und ohne bildungsbezogene Auslandserfahrungen hinsichtlich ihres beruflichen Status drei Jahre nach Berufseinstieg unterscheiden. Die Autorinnen und Autoren Stine Waibel, Knut Petzold und Heiko Rüger nehmen an, dass Auslandserfahrungen auf dem Arbeitsmarkt „belohnt“ werden, da diese sowohl den Erwerb von Zusatzqualifikationen wie Sprachkenntnissen begünstigen als auch zur persönlichen Entwicklung beitragen.

Universitätsabsolventen, Hüte fliegen in die Luft Quelle: @ marcjohn.de / Adobe Stock

Die Studie basiert auf Daten des Surveys „Arbeiten und Lernen im Wandel“ (ALWA), die repräsentativ sind für die in Deutschland lebende Bevölkerung zwischen 18 und 53 Jahren.

Die Autoren berücksichtigen in ihren Analysen, dass berufliche Statuserfolge erheblich von der Standardisierung des Übergangs zwischen dem Bildungssystem und dem Arbeitsmarkt geprägt sind. So führt ein Studium in berufsspezifischen Fächern wie Medizin oder Jura meist unmittelbar nach Studienende zu prestigereichen Positionen, unabhängig davon, ob ein Auslandsstudium absolviert wurde oder nicht. Demgegenüber ist beispielsweise das Berufsfeld von Sozial- und Geisteswissenschaftlern weniger vordefiniert, so dass das Erreichen eines hohen beruflichen Status in diesen Disziplinen in stärkerem Maße von Zusatzqualifikationen als Bewertungsgrundlage für Beschäftigungsfähigkeit beeinflusst ist.

Positiver Effekt der Bildungsmobilität auf den beruflichen Status

In der Tat belegen die Befunde für die berufsunspezifischen Fächer, nicht jedoch die berufsspezifischen Fächer, einen positiven Effekt der Bildungsmobilität auf den beruflichen Status drei Jahre nach Berufseinstieg. Gleichzeitig finden die Autoren heraus, dass der Effekt des Auslandsstudiums keineswegs gleichförmig in der untersuchten Population verläuft. Diejenigen mit der geringsten Neigung für ein Auslandsstudium – diejenigen mit den wenigsten finanziellen, sozialen und kulturellen Ressourcen – profitieren beruflich am meisten von einem Auslandsstudium.

Für diese Personengruppe, zu der etwa Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien zählen, könnten Auslandserfahrungen ganz besonders zur Entwicklung (beschäftigungsrelevanter) sprachlicher und interkultureller Kompetenzen beitragen, da diese Gruppe während der Kindheit und Sozialisation eventuell weniger Chancen hatte, solche Kompetenzen frühzeitig zu erwerben.

Somit könnte die Expansion internationaler Studienmobilität auch zu einer Verringerung sozialer Ungleichheiten beitragen, falls schwächere sozioökonomische Gruppen von so erworbenen Qualifikationen besonders profitieren, schlussfolgern die Autoren.

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