Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Lebenserwartung • 25.10.2018Trotz aktueller Stagnation besteht weiterhin Potenzial nach oben

Laut der Sterbetafel 2015/2017 des Statistischen Bundesamtes werden neugeborene Jungen im Durchschnitt 78 Jahre und 4 Monate alt. Neugeborene Mädchen erreichen ein Alter von 83 Jahren und 2 Monaten.

Im Vergleich zur letzten Sterbetafel 2014/16 haben sich die Werte bei den Männern von 78,31 auf 78,36 Jahre zwar noch leicht erhöht, bei den Frauen ist die Lebenserwartung hingegen von 83,20 auf 83,18 Jahre zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung minimal gesunken. Der langfristige Trend der steigenden Lebenserwartung in Deutschland seit der ersten allgemeinen Sterbetafel 1870/71 bleibt aber bestehen. Seither hat sich die Lebenserwartung mehr als verdoppelt.

„Immer noch viele vermeidbare Sterbefälle“

BiB-Wissenschaftler Michael Mühlichen erläutert die neuen Zahlen: „Aktuell begegnen mehrere westliche Länder dem Phänomen, dass der Anstieg der Lebenserwartung schwächer wird oder gar stagniert. Es gibt jedoch immer noch viele vermeidbare Todesfälle. Deshalb ist ein Ende des Anstiegs der Lebenserwartung noch längst nicht in Sicht.“

Mühlichen sieht Handlungsbedarf: „Einerseits muss die Effizienz und Erreichbarkeit der medizinischen Versorgung weiter verbessert werden. Andererseits müssen gesundheitspolitische Maßnahmen erfolgreicher werden, gerade in der Prävention von gesundheitsschädigendem Verhalten wie Rauchen, Alkoholmissbrauch, ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel.“

Die derzeit stockende Entwicklung bei den Frauen sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass speziell in Westdeutschland die Jahrgänge mit besonders hohem Raucheranteil zunehmend in das für die Sterblichkeit relevante Alter kommen. „So hat beispielsweise die Sterberate für Lungenkrebs seit 1980 bei den Frauen um 150 Prozent zugelegt, während sie bei den Männern seit den frühen 1990er Jahren rückläufig ist. Dennoch sterben immer noch fast doppelt so viele Männer an Lungenkrebs wie Frauen“, erklärt der Wissenschaftler.

Lebenserwartung bei älteren Personen unverändert

Auch bei der Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren (fernere Lebenserwartung) gibt es bei Frauen und Männern im Vergleich zur letzten Sterbetafel 2014/2016 keinen Zuwachs an weiteren Lebensjahren. Frauen können mit einer ferneren Lebenserwartung von 21 Jahren rechnen, Männer mit 17 Jahren und 10 Monaten.

Der Unterschied zwischen den Geschlechtern hat zum einen biologische Ursachen, zum anderen hängt er eng mit dem Lebensstil zusammen. Männer haben häufiger ungesündere und stärker risikobehaftete Lebensstile und Arbeitsbedingungen und betreiben oft weniger Gesundheitsvorsorge als Frauen.

Lebenserwartung im Bundesländervergleich

Baden-Württemberg ist das Bundesland mit der höchsten durchschnittlichen Lebenserwartung Neugeborener. Das gilt sowohl für Männer mit 79,5 Jahren als auch für Frauen mit 84,0 Jahren. Bei beiden Geschlechtern ist zudem ein Nord-Süd-Gefälle zugunsten der südlichen Bundesländer zu erkennen, bei Männern aber vor allem auch ein Ost-West-Gefälle zugunsten der alten Bundesländer.

Die niedrigsten Werte weisen mit 76 Jahren und 3 Monaten weiterhin Männer in Sachsen-Anhalt sowie mit 82 Jahren und 3 Monaten Frauen im Saarland auf. In Mecklenburg-Vorpommern ist seit 1993/1995 die Lebenserwartung am stärksten gestiegen.

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