BiB-Survey „Transitions and Old Age Potential (TOP)“ | 22.07.2019Übergang in den Ruhestand aus der Paarperspektive
Mit einem neuen Themenschwerpunkt und einem umfangreichen Fragenkatalog hat die dritte Erhebungswelle des TOP-Surveys begonnen. Im Interview erläutert Dr. Laura Konzelmann die Veränderungen und aktualisierten Themenbereiche des Erhebungsdesigns. Darin weist sie vor allem auf die außergewöhnlich hohe Zustimmungs- und Teilnahmequote der Befragten bei den bisherigen beiden Wellen hin. Das Projekt untersucht im Rahmen einer Längsschnittstudie vor allem den Übergang in den Ruhestand sowie bezahlte und unbezahlte Tätigkeiten im höheren Erwachsenenalter.
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Frau Dr. Konzelmann, die erste Welle des Surveys „Transitions and Old Age Potential“ wurde 2013 am BiB gestartet und erlebt nun die dritte Erhebungswelle. Welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu den vorherigen Wellen?
Die umfassendste Neuerung, die wir vorgenommen haben, ist eine Ausweitung des befragten Personenkreises. Erstmalig beziehen wir zusätzlich zu unseren Panelisten – also den Personen, die schon an den ersten beiden TOP-Umfragen teilgenommen haben – auch deren Lebenspartnerinnen und -partner in die Befragung ein. Uns interessiert, wie Paare über den Übergang in den Ruhestand denken und diesen gestalten. Dabei ist die Sichtweise der Lebenspartnerinnen und -partner natürlich auch eine relevante Größe. Um Informationen von beiden Partnern dazu zu erhalten, wurde ein neuer Fragenblock entwickelt, der nun erstmals zum Einsatz kommt. Zudem wurde das Konzept des Ruhestands ausgeweitet und unter anderem um eine subjektive Einschätzung ergänzt.
Wie war die bisherige Teilnahmebereitschaft bei den ersten beiden Wellen? Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden den Fragebogen zur dritten Welle erhalten?
Insgesamt ist die Teilnahmebereitschaft in TOP erfreulich hoch. In der ersten Welle 2013 konnten wir 5.002 Personen befragen, von denen sich fast 80 Prozent für ein weiteres Interview bereit erklärt haben. Letztlich haben wir in der zweiten Welle 2015/2016 die Hälfte unserer Panelisten erneut befragen können. Die Teilnahmebereitschaft für eine weitere Befragung war mit über 90 Prozent außergewöhnlich hoch. Für die dritte Welle, die im Juni gestartet ist, liegen die Kontaktdaten von insgesamt 2.312 Personen vor, die in den kommenden Wochen vom beauftragten Umfrageinstitut angerufen werden.
Was die Anzahl der teilnehmenden Lebenspartnerinnen und -partner betrifft, gehen wir basierend auf den vorigen Wellen davon aus, dass ungefähr 80 Prozent unserer Panelisten in einer Partnerschaft sind. Deren Lebenspartnerinnen und –partner werden allerdings nur kontaktiert, wenn uns die Panelisten ihre Einwilligung dazu geben, was sie in der Mehrzahl der Fälle auch tun. Die hohe Zustimmungs- und Teilnahmequote, die wir in TOP beobachten, hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer das BiB und das Umfrageinstitut bereits aus der Vergangenheit kennen.
Im Zentrum der dritten Welle steht die Paarperspektive auf den Übergang in den Ruhestand. Welche Annahmen und Erwartungen haben Sie im Hinblick auf die Einbeziehung dieses Ansatzes?
Mit der Ausweitung der TOP-Studie um die Paarperspektive (dyadische Perspektive) tragen wir dem Umstand Rechnung, dass der Übergang in den Ruhestand innerhalb von Partnerschaften nicht nur das Individuum betrifft, sondern auch die Lebensrealität des Paares und des Partners beziehungsweise der Partnerin berührt. Dadurch, dass wir Informationen von beiden Partnern erheben, haben wir die Möglichkeit, ein vielschichtigeres Bild vom Ruhestandsübergang zu zeichnen als wenn wir jeweils nur eine Person befragen. Wir gehen davon aus, dass Ruhestandsplanungen (zum Beispiel der anvisierte Ruhestandszeitpunkt) in unterschiedlichem Ausmaß auch mit Blick auf die Umstände innerhalb einer Partnerschaft vorgenommen werden und im Austausch mit dem Partner beziehungsweise der Partnerin erfolgen. Des Weiteren interessieren uns neben der Planung auch die Umsetzung von Ruhestandsplänen und der Grad der partnerschaftlichen Abstimmung.
Für den deutschsprachigen Raum gibt es zu den genannten Aspekten bislang nur wenige aktuelle Befunde. Zudem fehlen Studien, die die Übergangsphase so detailliert in den Blick nehmen wie wir es tun. Das neue Fragemodul in Kombination mit dem eingesetzten „Multi-Actor-Design“ – also der Befragung beider Personen eines Paares – verspricht neue Erkenntnisse zu einem aktuellen Thema, das gerade vor dem Hintergrund der Ruhestandsübergänge der sogenannten Babyboomer in den kommenden Jahren auch für die Politik relevant ist.