Artikel in Sammelband | 17.10.2019Wie unterscheiden sich die Staatsbürgerschaftspolitiken in Deutschland und Kanada?
Die Migrationsforschung hat sich lange Zeit vorwiegend auf die politische Einbindung (Inklusion) von Einwanderern durch den Erwerb von Staatsbürgerschaftsrechten konzentriert. Dabei sind normative und vergleichende Studien zur Inklusion und Exklusion externer Staatsbürger, das heißt von Auswanderern und ihren Nachfahren, noch immer selten. Der Artikel möchte daher eine Forschungslücke schließen, indem er in einem Politik- und Rechtsvergleich die Staatsbürgerschaftspolitiken von Kanada und Deutschland analysiert.
Grundlage ist das von Rainer Bauböck entwickelte Konzept der Stakeholder Citizenship. Dieser Ansatz kann dabei helfen, zu bestimmen, inwiefern Auswanderer und ihre Nachfahren einen Anspruch auf den exterritorialen Erwerb der Staatsangehörigkeit und die damit einhergehenden Rechte haben. Können die externen Staatsbürgerschaftspolitiken der beiden Länder den normativen Ansprüchen des Konzepts gerecht werden?
Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Länder
Die Befunde belegen, dass beide Staaten politische Maßnahmen im Umgang mit externen Staatsbürgern entwickelt haben und diese auch weiterentwickeln. Dabei bestehen im Umgang mit externen Staatsbürgern Gemeinsamkeiten in der grundsätzlichen Ausrichtung und Zielsetzung der jeweiligen Politik. Unterschiede gibt es in den rechtlichen Details wie zum Beispiel in der Reichweite oder Restriktivität einzelner Regelungen. Deutlich wird, dass in beiden Staaten keiner den normativen Anforderungen des zugrundliegenden Konzepts auf allen Ebenen vollständig gerecht wird.
Weinmann, Martin (2019): Stakeholder Citizenship in Deutschland und Kanada? Modelle der Inklusion und Exklusion externer Staatsbürger im Vergleich. In: Grünendahl, S.J., Kewes, A., Ndahayo, E., Mouissi, J., Nieswandt, C. (Hrsg.): Staatsbürgerschaft im Spannungsfeld von Inklusion und Exklusion. Internationale Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS: 165–196 [begutachtet]