Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

BiB-Informationsveranstaltung 2019 | 19.11.2019Konsequenzen internationaler Mobilität

Wie belastend ist das Leben in Mega-Cities mit mehr als 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern? Sind international mobile Menschen Gewinner der Globalisierung? Über Befunde zu diesen und weiteren Forschungsthemen informierte das BiB bei seiner jährlichen Informationsveranstaltung zu aktuellen Befunden aus der Bevölkerungsforschung am 5. November in Berlin.

Plenum BiB-Vorträge vor vollem Haus: Zum nunmehr 12. Mal informierte das BiB Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden und Ministerien in Berlin, die sich in ihren Arbeitsbereichen mit demografischen und bevölkerungsrelevanten Themen beschäftigen. Quelle: BiB

Mega-Cities wachsen rasant. So hatte zum Beispiel Delhi im Jahr 2000 15,7 Millionen Einwohner. Mittlerweile sind es aktuell etwa 28,5 Millionen Einwohner. „Insgesamt leben gegenwärtig knapp 7 Prozent aller Menschen in Mega-Cities, im Jahr 2030 werden es Prognosen zufolge knapp 9 Prozent sein“, erläuterte Institutsdirektor Prof. Dr. Norbert F. Schneider, bei seinem Vortrag zu den Folgen der Lebensbedingungen in Mega-Cities für die Lebensqualität von Beschäftigten im Auswärtigen Dienst. Die subjektive Bewertung der Lebensbedingungen der Befragten ergab eine signifikant niedrigere Wahrnehmung der Lebensqualität in Mega-Cities im Vergleich zu anderen (Groß-)Städten (Nicht-Mega-Cities). Demnach ist das Stresserleben in Mega-Cities durchschnittlich leicht höher, variiert aber kaum zwischen Mega-Cities und anderen Großstädten. Natur und Umwelt, die Versorgung mit öffentlichen Gütern sowie die Wohnqualität haben laut seinen Befunden den größten Einfluss auf die subjektiv empfundene Lebensqualität. Negativ auf die Lebenszufriedenheit wirkt sich die Pendeldauer in Mega-Cities aus, wie die geringere Pendelzufriedenheit im Vergleich zu Nicht-Mega-Cities deutlich macht.

Sind die international Mobilen Gewinner der Globalisierung?

In einem weiteren Vortrag widmete sich Dr. Andreas Ette der Frage, welche Auswirkungen internationale Mobilität auf den weiteren beruflichen Lebensverlauf für verschiedene Bevölkerungsgruppen hat. Diese Frage wird in der Studie „German Emigration and Remigration Panel Study (GERPS)“ untersucht, welche in Kooperation zwischen dem BiB und der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wird. So konnte er zeigen, dass die unteren Einkommensgruppen von Auswanderung genauso profitieren wie Menschen mit hohen Einkommen und höherer Bildung. Trotzdem ist der Zugang zur internationalen Mobilität ein hochgradig sozial selektiver Prozess, der heute noch viele Gruppen weitgehend ausschließt. Damit kann internationale Mobilität auch als neuer Mechanismus für die Reproduktion sozialer Ungleichheit gesehen werden.

Kein Ruhestand auf dem Altengleis?

Dass es noch ungenutzte Erwerbspotenziale im frühen Rentenalter gibt, zeigte Dr. Andreas Mergenthaler auf der Grundlage der Befunde der BiB-Längsschnittstudie„Transitions and Old Age Potential: Übergänge und Alternspotenziale (TOP)“. Demnach liegt der Anteil derer, die sich 2013 sehr gut vorstellen konnten, im Ruhestand zu arbeiten, drei Jahre später deutlich unter dem Anteil der dann tatsächlich umgesetzten Erwerbstätigkeit. Somit muss es darum gehen, ungenutzte Potenziale zu fördern, indem zum Beispiel die Weichen für die Verwirklichung von Erwerbsabsichten bereits frühzeitig gestellt werden, lautete sein Resümee.

Vorstellungen von Partnerschaft und Kindern in drei Ländern

Der BiB-Survey „Familienleitbilder in Deutschland“ untersucht kulturell verbreitete Familienleitbilder und deren Bedeutung für das Familienleben. Wie unterscheiden sich nun Vorstellungen von Partnerschaft und Kindern in Deutschland, Frankreich und Ungarn? In allen drei Ländern lassen sich gemeinsame europäische Vorstellungen von einer gelungenen Partnerschaft und der Bedeutung von Kindern nachweisen, hob Kerstin Ruckdeschel in ihrem Vortrag hervor. Zudem gab es Übereinstimmung, dass Partnerschaft und Familie sichere finanzielle Strukturen benötigen. In einem entscheidenden Punkt gibt es allerdings auch einen Unterschied: So ist die hohe Akzeptanz von Kinderlosigkeit als gesellschaftliche Normalität im Vergleich der drei Länder eine deutsche Besonderheit.

Im Bericht zur Veranstaltung werden die Befunde der einzelnen Vorträge detailliert dargestellt.