Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Beilage zur Zeitschrift „Geographische Rundschau“ | 25.11.2019Deutschland in Europa – aktuelle Bevölkerungsdaten

Aktuell leben rund 750 Millionen Menschen in Europa, davon mehr als ein Zehntel in Deutschland. In ihrem Beitrag analysieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des BiB die Bevölkerungsentwicklung Deutschlands im europäischen Vergleich. Dabei wird deutlich, wie sehr sich die Länder bei den zentralen demografischen Kennziffern Geburten, Lebenserwartung und Wanderungen nach wie vor unterscheiden. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten.

Menschenmenge auf öffentlichem Platz Quelle: © Jürgen Fälchle/stock.adobe.com

Nichteheliche Geburten vielerorts auf dem Vormarsch

Viele Länder in Nord- und Westeuropa haben in den letzten Jahren einen Rückgang der Geburtenniveaus erfahren. Dagegen sind in Deutschland und vielen anderen zentral- und osteuropäischen Ländern die Geburtenraten von relativ niedrigen Niveaus aus gestiegen.

Zwei wichtige Trends haben die Geburtenentwicklung in den meisten europäischen Staaten in den letzten Jahrzehnten geprägt: zum einen das steigende Alter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder, zum anderen der Anteil nichtehelicher Geburten. Beim zweiten Trend gibt es jedoch starke regionale Unterschiede.

In Frankreich, Bulgarien, Estland oder Schweden wird mehr als jedes zweite Kind außerhalb der Ehe geboren. Den höchsten Wert erreicht Island mit einem Anteil von 71 Prozent nichtehelicher Geburten, in der Türkei gibt es mit 3 Prozent den niedrigsten Wert. Innerhalb Deutschlands gibt es deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Ostdeutschland werden mit 56 Prozent fast doppelt so viele Kinder nichtehelich geboren wie in Westdeutschland (30 Prozent).

Zum Teil lässt sich ein starker Anstieg des Anteils nichtehelicher Geburten mit einer starken Gleichstellung von Mann und Frau erklären, wie etwa in den skandinavischen Ländern oder Ostdeutschland.

Frauen haben oftmals eine höhere Lebenserwartung

Dagegen bestehen bei der Lebenserwartung nicht nur Unterschiede zwischen den Ländern Europas, sondern vor allem zwischen Männern und Frauen. So haben in sämtlichen landesinternen Vergleichen in Europa Frauen stets eine höhere Lebenserwartung als Männer. Dazu bestehen geografisch sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen starke Gegensätze zwischen West- und Osteuropa.

Dabei bildet Deutschland bei der Lebenserwartung der Männer in Westeuropa zusammen mit Portugal mit 78,7 Jahren das Schlusslicht. Dies gilt ebenso für die Frauen: Hier steht Deutschland mit 83,4 Jahren in Westeuropa wieder am unteren Ende – zusammen mit den Niederlanden, Dänemark und dem Vereinigten Königreich.

Zuwanderung nach Deutschland hat sich abgeschwächt

Die erweiterte Freizügigkeitsregelung für Erwerbstätige in der EU, die weltweite Finanzkrise mit den Folgen für das Wanderungsgeschehen und vor allem die starke Flüchtlingszuwanderung nach Deutschland im Jahr 2015 hatten entscheidende Auswirkungen auf das Migrationsgeschehen. Dabei konzentrierte sich die Zuwanderung bis vor einigen Jahren ausschließlich auf den Westen Deutschlands. Mittlerweile erfolgt auf niedrigerem Niveau mehr Zuwanderung aus dem Ausland auch nach Ostdeutschland.

Insgesamt zeigten sich für Deutschland und andere zentral- und nordeuropäische Staaten zuletzt abnehmende Wanderungssalden. Dies ist bedingt durch die inzwischen deutlich rückläufige Flüchtlingszuwanderung und den Rückgang des Zuzugs aus den südeuropäischen EU-Staaten.