Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Bericht zur Fachkonferenz „Drei Kinder und mehr“ | 06.02.2020Kinderreiche Familie (noch) kein Zukunftsmodell?

Kinderreiche Familien haben nach wie vor ein schlechtes Image. Dies betonten BiB-Direktor Prof. Dr. Norbert F. Schneider und die CDU-Vorsitzende, Annegret Kramp-Karrenbauer, bei einer Fachtagung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit dem BMI und dem BiB am 29. Januar in Berlin. Für Frau Kramp-Karrenbauer lautet die Konsequenz, jede Familie, egal wie sie sich zusammensetzt und wie viele Kinder sie hat, deutlicher wertzuschätzen und dies auch in der konkreten Politik umzusetzen.

KAS 2020 Plenum Quelle: KAS/Juliane Liebers

Eine wichtige Rolle spielen vor allem die richtigen Rahmenbedingungen für Familien, die erst eine freie Entscheidung möglich machten, sagte Frau Kramp-Karrenbauer im Rahmen der Fachtagung „Drei Kinder und mehr – Familien aus der Mitte der Gesellschaft“ in Berlin. Prof. Dr. Schneider wies darauf hin, dass kinderreiche Familien bisher seltener im Fokus der Familienpolitik und der Forschung stehen. Eine aktuelle Studie des BiB über die Lage kinderreicher Familien, deren Befunde die Grundlage der Konferenz bildeten, zeigt aber, welch hohe demografische Relevanz der Rückgang der Kinderreichen hat.

Kinderreiche kommen aus der Mitte der Gesellschaft

Die Befunde machten deutlich, dass Kinderreichtum hinsichtlich Bildung und Migrationshintergrund sehr unterschiedlich verteilt ist. „Hier handelt es sich zunehmend um ein Phänomen der besserausgebildeten Mittelschicht“, sagte der Soziologe. Anhand eines Vergleichs des Anteils kinderreicher Frauen zwischen den Frauenjahrgängen 1933-1937 und 1965-1969 zeigte er, dass es bei letzteren einen Rückgang der kinderreichen Frauen mit niedriger Bildung und einen deutlichen Anstieg bei jenen mit mittlerem und höherem Bildungsniveau gegeben hat. Dazu ist Kinderreichtum weitverbreitet bei Frauen mit Migrationshintergrund, wobei jedoch die Herkunft entscheidend ist. Allerdings gibt es Anpassungseffekte in der zweiten Migrantengeneration, die sich an das Geburtenverhalten der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland angleicht.

Es gibt nicht „die“ eine kinderreiche Familie

Insgesamt zeichnen sich kinderreiche Familien vor allem durch ihre große Vielfalt aus: „Es gibt sehr unterschiedliche Typen kinderreicher Familien“, analysierte der Soziologe. So lebten zwei Drittel mit ihren leiblichen Kindern zusammen. Ein anderer Typus entsteht im Lebensverlauf etwa nach einer Trennung, Scheidung oder Verwitwung.

Warum gibt es immer weniger kinderreiche Familien?

Die Ursachen für den Rückgang kinderreicher Familien sind vielfältig. Entscheidend ist unter anderem das insgesamt steigende Alter bei der Familiengründung sowie ein schlechtes Image von Kinderreichtum in der Gesellschaft. „Es gibt einen hohen normativen Erwartungsdruck an die Eltern und gerade in der Mittelschicht Probleme bei der Vereinbarkeit mit der Familie und dem Beruf“, so Prof. Schneider. Politisch muss aber alles dafür getan werden, vor allem Zerrbilder von Mehrkindfamilien in der Öffentlichkeit zu beseitigen, denn: „Kinderreichtum ist nicht per se problematisch.“

Wie die Rahmenbedingungen für kinderreiche Familien verbessert werden können, diskutierten im Anschluss Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung sowie Verbänden. Neben dem Ausbau finanzieller Hilfen wurde in der Debatte vor allem auch die Frage nach der Entscheidungsfreiheit der Eltern für ein bevorzugtes Lebensmodell betont. Darüber hinaus muss es vor allem darum gehen, die Stigmatisierung kinderreicher Familien abzubauen.

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