Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Neue Expertise des BiB zur Lebenssituation Älterer • 12.03.2020Trend geht zur aktiven Lebensphase bis weit ins achte Lebensjahrzehnt

Die 18 Millionen der 60- bis 80-Jährigen in Deutschland werden als „Drittes Alter“ bezeichnet. In den letzten Jahren hat sich ihre Lebenssituation gewandelt: Nicht Krankheit und Gebrechlichkeit kennzeichnen diese Lebensphase, sondern zumeist aktive Teilhabe an Familie und Gesellschaft. Ältere in Deutschland erfreuen sich einer im internationalen Vergleich guten Gesundheit und bewerten ihre materielle Situation positiv. Sie engagieren sich am Arbeitsmarkt, im Ehrenamt oder in der Familie. Kurzum: Sie stehen mitten im Leben.

Titelbild Expertise „Altes Eisen oder mitten im Leben?“

Mehr als jeder fünfte Mensch in Deutschland ist heute zwischen 60 und 80 Jahre alt. In der Studie, die das BiB für die Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt hat, steht mit den 60- bis 80-Jährigen das „Dritte Alter“ im Mittelpunkt. Ein wichtiges Lebensereignis im Dritten Alter ist der Übergang in den Ruhestand. In Deutschland ist dieser Übergang von einer großen Vielfalt gekennzeichnet, was Art und Zeitpunkt des Eintritts in den Ruhestand betrifft.

Gesunde Lebenserwartung: im europäischen Vergleich weit vorne

Deutschland weist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern nach Schweden und Malta die dritthöchste gesunde Lebenserwartung bei den 65-Jährigen auf. Männer können in diesem Alter mit weiteren 11 Jahren ohne gesundheitliche Einschränkungen rechnen, bei den Frauen sind es sogar 12 Jahre. Die weitere Verbesserung der gesunden Lebenserwartung kann insbesondere in Ländern mit einer alternden Bevölkerung als eine wesentliche Aufgabe der Gesundheitspolitik angesehen werden.

Materielle Situation der 60- bis 80-Jährigen wird gut bewertet

Ältere Menschen in Deutschland geben häufiger an, mit ihrer finanziellen Lage zurechtzukommen als Ältere aus anderen europäischen Ländern. Der Anteil der Menschen im Dritten Alter, die angeben, mit ihrem Einkommen sehr gut oder gut zurechtzukommen, ist seit 2010 in Deutschland leicht gestiegen. Im Gegensatz dazu ist auch die Armutsgefährdungsquote bei den 65-Jährigen und Älteren in den letzten Jahren gestiegen, was darauf hindeutet, dass sich die soziale Schere in dieser Lebensphase geöffnet hat. Somit bleibt die materielle Situation älterer Menschen ein wichtiges Anliegen der Sozialpolitik.

Hohe Beschäftigungsquoten auch im Rentenalter

Die Beschäftigungsquoten sind auch nach dem Erreichen der Altersgrenze in Deutschland bemerkenswert hoch. Sie liegen oberhalb des Durchschnitts der Europäischen Union (EU). So lag die Beschäftigungsquote der 65- bis 74-jährigen Männer im Jahr 2016 in Deutschland bei 15 Prozent, während sie in der EU bei 12 Prozent lag. Bei den Frauen der gleichen Altersgruppe waren 8 Prozent in Deutschland beschäftigt, gegenüber 7 Prozent in der EU.

Handlungsmöglichkeiten für die Politik

Die Lebensphase zwischen 60 und 80 Jahren ist durch eine Vielfalt von Lebenslagen, -ereignissen und -plänen gekennzeichnet. Für die Politik ergibt sich die Herausforderung, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um Potenziale Älterer zu erkennen und zu fördern. Dabei sollte die individuelle Wahlfreiheit der Menschen im Dritten Alter zur selbstbestimmten Lebensführung berücksichtigt und eine Stigmatisierung vermeintlich „unproduktiver“ Älterer vermieden werden. Darüber hinaus sollte die Politik ein Augenmerk darauf richten, bestehende Unterschiede zwischen älteren Männern und Frauen am Arbeitsmarkt, beim Einkommen, im Ehrenamt sowie bei der Lebenserwartung abzumildern. Da das Dritte Alter als Ergebnis unterschiedlicher Biografien zu verstehen ist, sollten politische Maßnahmen bereits in früheren Lebensphasen einsetzen.

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK