Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Artikel im „International Handbook of Health Expectancies“ • 27.05.2020Lebensarbeitszeit und Gesundheit

Wie lange Menschen arbeiten (können), hängt nicht nur vom Renteneintrittsalter ab. Ein neuer Artikel untersucht vor dem Hintergrund längerer Erwerbstätigkeit den Zusammenhang zwischen Arbeitslebenserwartung und Gesundheitserwartung und zeigt Ungleichheiten auf. Der in vielen europäischen Ländern seit geraumer Zeit festzustellende Anstieg des Anteils älterer Menschen in Verbindung mit niedrigen Fertilitätsniveaus hat Folgen für die sozialen Sicherungssysteme. Die Politik hat bereits reagiert und das Renteneintrittsalter für bestimmte Altersjahrgänge angehoben.

Ein zentraler Faktor im Zusammenhang mit daraus resultierendem längeren Erwerbsleben ist der Gesundheitsstatus, weshalb die Betrachtung beider Dimensionen in Kombination wichtig ist und an Bedeutung sogar gewinnen wird.

Arbeitslebenserwartung und Gesundheit

In ihrem Beitrag für die neue Ausgabe des „International Handbook of Health Expectancies“ richtet BiB-Wissenschaftlerin Dr. Elke Loichinger den Blick auf den Zusammenhang zwischen dem Verlauf eines Erwerbslebens und der Gesundheitserwartung im Hinblick auf den Ruhestand. Mithilfe des Konzepts Arbeitslebenserwartung (working life expectancy) zeigt sie, welch große Unterschiede und Ungleichheiten am Beispiel verschiedener Länder im Hinblick auf eine lange und gesunde ökonomische Teilhabe existieren. Ungeachtet der jeweils verwendeten zugrundeliegenden Analysemethoden kann das Konzept mit Faktoren wie zum Beispiel dem Alter, dem Geschlecht, dem Bildungsniveau oder der Art der Beschäftigung kombiniert werden. Für die Anwendung auf alternde Gesellschaften ist die Kombination mit verschiedenen Gesundheitsindikatoren, die sich als relevant für den aktiven Verbleib im Erwerbsleben erwiesen haben, sinnvoll. Die gleichzeitige Betrachtung beider Dimensionen - sowohl der wirtschaftlichen Aktivität als auch des Gesundheitszustands - trägt dazu bei, Ungleichheiten in beiden Dimensionen etwa beim sozioökonomischen Status aufzudecken.

So ist es bei der Analyse der Arbeitslebenserwartung bei Personen mit unterschiedlichem sozioökonomischen Status wichtig, nicht nur die Unterschiede bei der Ausgestaltung ihres Erwerbslebens zu beachten, sondern auch ihr variierendes Alter beim Eintritt in den Arbeitsmarkt. Die Nachteile bei der verbleibenden Lebens- und Gesundheitserwartung, die bestimmte Beschäftigungsgruppen, wie zum Beispiel Handwerker, im Vergleich zu anderen Berufsgruppen aufweisen, sind letztlich das Resultat ihres gesamten (Erwerbs-)Lebens.

Möglichkeiten für die Politik

Informationen darüber, wie ökonomische Aktivitäten und Lebensjahre in Gesundheit über den Lebensverlauf und rund um den Eintritt in den Ruhestand verteilt sind, wie sie sich im Zeitverlauf verändern und wie sie sich zwischen Personen mit unterschiedlichen Merkmalen darstellen, kann die Politik in ihrem Umgang mit alternden Gesellschaften unterstützen. Dies gilt für die Rentenpolitik genauso wie für die Gesundheitspolitik, um so letztlich die Lebenserwartung in Gesundheit sowie die Arbeitslebenserwartung positiv zu beeinflussen.

Loichinger, Elke; Weber, Daniela (2020): Combining Working Life and Health Expectancies. In: Jagger, Carol et al. (Hrsg.): International Handbook of Health Expectancies (International Handbooks of Population 9), Springer Nature Heidelberg: 249-261.

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