Weltbevölkerungsforschung am BiB | 21.07.2020BiB bei Initiative Demografie für Entwicklungsplanung dabei
Die Initiative Demografie für Entwicklungsplanung (D4DP) von vier deutschen Partnerorganisationen, darunter auch das BiB, unterstützt afrikanische Partnerländer dabei, ihre Bevölkerungsdynamik besser in die Entwicklungsplanung zu integrieren. Der in den kommenden Jahrzehnten erwartete Anstieg der Weltbevölkerung wird vor allem in den Ländern Afrikas südlich der Sahara stattfinden. Für deren weitere sozioökonomische Entwicklung spielt die Demografie eine entscheidende Rolle.
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Ziel der 2016 gestarteten Initiative ist daher die Stärkung der Kompetenzen afrikanischer Partner bei der angewandten sozio-demografischen Forschung, der Analyse, Projektion und Interpretation von Daten sowie der Integration von Bevölkerungsdynamiken in die Politikplanung unterschiedlicher Sektoren. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist zum Beispiel die effektive Kooperation zwischen statistischen oder demografischen Forschungs- und Politikberatungseinrichtungen mit Regierung und Verwaltung.
Zu den beteiligten Institutionen gehören neben dem BiB das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH sowie die Abteilung Geografie (Humangeografie) der Universität Koblenz-Landau.
Demografiesensible Programm- und Politikplanung
Für das BiB ist Dr. Elke Loichinger als Wissenschaftlerin an der Initiative beteiligt. Sie weist darauf hin, dass sich in Afrika gegenwärtig nicht nur die Altersstruktur der Bevölkerung verändert: „Wir beobachten eine Zunahme der Verstädterung sowie des Binnenmigrationsgeschehens. Daher sind für die Politikplanung verlässliche Bevölkerungsdaten nicht nur auf nationaler, sondern auch auf regionaler und lokaler Ebene unbedingt notwendig.“ Ein wesentliches Ziel der Initiative lautet, die Verfügbarkeit aktueller, aufgeschlüsselter und qualitativ hochwertiger sozio-demografischer Daten sicherzustellen. Darüber hinaus soll ein öffentliches Bewusstsein für Bevölkerungsdaten und der Zugang zu ihnen geschaffen werden. Ziel muss es am Ende sein, eine stärkere Partizipation der Bevölkerung an politischen Prozessen zu erreichen und damit für mehr Transparenz zu sorgen.
Beitrag zur Stärkung der demografischen Dividende
Diese Ziele sollen dazu beitragen, den potenziellen Nutzen der demografischen Dividende für Afrika zu befördern. Durch den erwarteten weiteren Rückgang der Geburtenraten im Kontinent mit der weltweit jüngsten Bevölkerung und zugleich einer Zunahme des Anteils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter können positive wirtschaftliche Effekte entstehen. „Wie wir aus Analysen in anderen Kontexten wissen, kann diese Verschiebung in der Altersstruktur zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen, sofern die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter gesund und gut ausgebildet ist“, betont die Geografin. Um von der Dividende zu profitieren, bedarf es allerdings neben günstiger institutioneller Rahmenbedingungen eines Arbeitsmarktes, der ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten bietet.
Konkrete Impulse für die Integration von Bevölkerungsdynamiken in die Entwicklungsplanung
Wie eine Kooperation mit afrikanischen Ländern im Zusammenhang mit der Initiative konkret aussehen kann, machte ein mehrtägiges Seminar der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unter der Schirmherrschaft der Initiative Ende Februar in Dakar, Senegal, deutlich.
Im Rahmen dieser Veranstaltung diskutierte Dr. Loichinger mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Ländern Benin, Burkina Faso und dem Niger, wie demografische Daten über Formate wie Policy Briefs, Broschüren oder Kurzdarstellungen zum Beispiel für lokale Regierungen leicht verständlich präsentiert sowie kommuniziert werden können, um damit zur politischen Entscheidungsfindung beizutragen. Positive Erfahrungen bei der Integration von demografischen Trends in Planungsprozesse konnte eine Vertreterin des Planungs- und Entwicklungsministeriums in Togo, Victorine Epse Womitso, verkünden. So analysierte ihr Ministerium verfügbare demografische Daten, um in ausgewählten Sektoren Fünf-Jahres-Trends der Bevölkerungsentwicklung zu prognostizieren. In einem weiteren Schritt wurden 100 Regierungsvertreter für den Umgang mit den Befunden für konkrete Planungsabsichten zum Beispiel beim Bau von Schulen oder Straßen geschult.
Schlüsselrolle demografischer Daten für die Entwicklung in Afrika
Die Teilnehmer aus dem Niger wiesen darauf hin, dass gegenwärtig in ihrem Land viel über die hohen Geburtenraten diskutiert wird. Allerdings deuten neueste Statistiken darauf hin, dass das Geburtenniveau sinkt. Somit steht nach Meinung Vieler das Land am Beginn eines demografischen Übergangs, der von der Politik bei künftigen Planungen des Landes mitbeachtet werden muss, lautete das Resümee. Damit kommen auch hier präzisen demografischen Daten eine Schlüsselrolle für die weitere Entwicklung zu.