BiB-Schriftenreihe „Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft“ • 14.06.2021Band 55 „Kulturelle Vielfalt der öffentlichen Verwaltung“ als Open Access erschienen
Inwieweit spiegelt sich die kulturelle Vielfalt der deutschen Gesellschaft in der Beschäftigtenstruktur der Bundesverwaltung wider? Antworten dazu liefert das neue Buch zum gemeinsamen Forschungsprojekt des BiB und der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung.
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Deutschland gehört zu den wichtigsten Einwanderungsländern weltweit. Dennoch ist über die kulturelle Zusammensetzung der Beschäftigten in den Behörden und Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen OECD-Staaten vergleichsweise wenig bekannt. Daher war es das Ziel der groß angelegten Studie „Diversität und Chancengleichheit Survey (DuCS 2019)“, mit Hilfe einer erstmaligen gemeinsamen Befragung in der Bundesverwaltung die Repräsentation und Erwerbssituation der Beschäftigten zu erforschen. In dem nun veröffentlichten Band 55 der BiB-Reihe „Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft“ werden zentrale Befunde des vom BiB in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration durchgeführten Forschungsprojekts vorgestellt.
Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie es um die Vielfalt in der Bundesverwaltung bestellt ist. Vielmehr werden auch die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, Diskriminierungs- und Mobbingerfahrungen sowie die Ergebnisse der Bewertung des behördlichen Diversitätsmanagements beleuchtet. Insgesamt bestätigt der „Diversität und Chancengleichheit Survey (DuCS 2019)“ die Machbarkeit von gemeinsam in den Behörden der öffentlichen Verwaltung durchgeführten Beschäftigtenbefragungen, auf deren Grundlage auch zukünftig regelmäßig Gleichstellungsdaten in der öffentlichen Verwaltung erstellt werden können. Auf Grundlage dieser Ergebnisse werden sechs Handlungsfelder für die Personal- und Organisationsentwicklung abgeleitet, die für die Weiterentwicklung einer Diversitätspolitik in der Bundesverwaltung von zentraler Bedeutung sind.
Bevölkerung mit Migrationshintergrund in der Bundesverwaltung unterrepräsentiert
Die Befunde zeigen, dass die Beschäftigtenstruktur des öffentlichen Dienstes nur in sehr geringem Maße die kulturelle Vielfalt der deutschen Gesellschaft widerspiegelt. So sind Beschäftigte mit Migrationshintergrund im Vergleich zu ihrem Anteil an der deutschen Gesamtbevölkerung unterrepräsentiert. Dies gilt vor allem für die geringe Teilhabe der ersten Migrantengeneration, wohingegen die zweite Migrantengeneration weitgehend proportional zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung repräsentiert ist.
Chancengleichheit der Beschäftigten mit Migrationshintergrund
Der Survey offenbart auch bestehende Defizite bei der Chancengleichheit. So arbeiten Beschäftigte mit Migrationshintergrund häufiger in befristeten Arbeitsverhältnissen und werden seltener verbeamtet beziehungsweise befördert als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Migrationshintergrund. Für die interkulturelle Öffnung der Verwaltung lohnt es sich, nicht nur die Personalgewinnung zu betrachten, sondern angesichts der ungleichen Karrierechancen ebenso die Prozesse der Personalentwicklung in den Blick zu nehmen.
Besseres Diversitätsklima durch aktives Diversitätsmanagement
Erforscht wurde im Survey auch, inwieweit die Maßnahmen eines aktiven Diversitätsmanagements des Arbeitgebers das Arbeitsklima beeinflussen. Dafür wurde das Diversitätsmanagement aus Sicht der Beschäftigten der jeweiligen Organisation bewertet. Der Wert des Diversitätsklimas liegt in der Studie für die Bundesverwaltung insgesamt bei 3,2 auf einer Skala von 1 bis 5 und wird damit durchschnittlich positiv bewertet. Vertiefende Analysen zeigen, dass ein aktives Diversitätsmanagement das Wohlbefinden aller Beschäftigten in Behörden der Bundesverwaltung und damit auch die Leistungsfähigkeit der gesamten Organisation erhöht.
Ette, Andreas; Straub, Sophie; Weinmann, Martin; Schneider, Norbert F. (2021): Kulturelle Vielfalt der öffentlichen Verwaltung. Repräsentation, Wahrnehmung und Konsequenzen von Diversität. Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft 55. Herausgegeben durch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich.