Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Berliner Demografiegespräch • 14.06.2021Datenvisualisierung: Bevölkerungsstatistiken greifbar machen

Die Bedeutung der visuellen Umsetzung von Daten für Wissenschaft und Medien zeigte das Demografiegespräch vom BiB und dem Statistischen Bundesamt (destatis) am 10. Juni 2021. Neben einem besseren Datenverständnis tragen Visualisierungen auch zu neuen Erkenntnissen bei und verdeutlichen Zusammenhänge.

Darstellung der Nettowanderungen zwischen einzelnen Regionen in Deutschland Nettowanderungen zwischen einzelnen Regionen in Deutschland Quelle: BiB

Wie amtliche Daten in ein visuelles Design transformiert werden können, zeigte Tamara Flemisch vom Statistischen Bundesamt (destatis) am Beispiel zweier Darstellungen von amtlichen Daten: animierten Bevölkerungspyramiden und dem Krankenhausatlas. So ermöglichen die animierten Pyramiden die Zusammenführung sowohl der aktuellen Bevölkerungsstruktur als auch der vergangenen Werte und der Bevölkerungsprognosen. „Dadurch wird eine große Zahl von Daten in einer Struktur zusammengeführt und die Nutzer gewinnen Erkenntnisse, die allein mit einer Tabelle oder einer statistischen Abbildung so nicht möglich wären“, sagte Flemisch. Eigentlich hochkomplexe Abläufe können somit vereinfacht dargestellt werden.

Klassische Darstellungsformen wie statistische Karten stoßen jedoch aufgrund der Datenstruktur bei der Darstellung an ihre Grenzen, wie sie am Beispiel des Krankenhausatlas deutlich machte. Hier sind interaktive Visualisierungen hilfreich, da sie helfen können, eine erhöhte Datenmenge besser zu verstehen. Es geht aber nicht nur um ein besseres Verständnis, sondern auch um die Möglichkeit der Generierung von gänzlich neuen Erkenntnissen, die aus der Visualisierung interpretiert werden können. Zudem werden Zusammenhänge insgesamt klarer, betonte sie.

Datenvisualisierung erhöht die Sichtbarkeit von Wissenschaft

Für die Wissenschaft bietet die Visualisierung von Daten die Möglichkeit, bisherige Begrenzungen hinter sich zu lassen und aus dem Elfenbeinturm herauszutreten, betonte BiB-Forschungsdirektorin Dr. Nikola Sander. Sie beschäftigt sich seit 2012 mit der Frage, wie sich globale Migrationsbewegungen mithilfe eines Schätzmodells visuell darstellen lassen. „Wir haben festgestellt, dass die herkömmliche Darstellung globaler Migrationsbewegungen Begrenzungen unterliegt“, sagte sie.

Auf der Suche nach Lösungen half ihr der Blick über den sozialwissenschaftlichen Tellerrand in andere Disziplinen, in diesem Fall die Genomforschung. Daraus ging dann letztlich der „circular migration plot“ hervor, der in einem Kreis die globalen Migrationsbewegungen zwischen den Weltregionen abbildet. Diese Darstellungsform führte zu einem überwältigenden Medienecho und einem Forschungsartikel im renommierten Fachmagazin „Science“. „Ohne die aufsehenerregende Umsetzung der Visualisierung wäre die Resonanz kaum so groß gewesen“, zeigt sich Dr. Sander überzeugt.

Ihr Beispiel macht deutlich, dass Datenvisualisierung die Sichtbarkeit von Wissenschaft erhöhen kann. „Wissenschaftliche Erkenntnisse werden für die Leserin und den Leser greifbarer und man kann sich mit den Forschungsergebnissen intensiver auseinandersetzen“, so die Wissenschaftlerin.

Visuelles Erzählen am Beispiel Tageszeitung

Dies gilt in gewisser Weise auch für den heutigen Journalismus, der in zunehmendem Maße mit Daten „erzählt“, wie Hendrik Lehmann von der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ betonte. Dort ist er Leiter des „Innovation Lab“ und beschäftigt sich mit der Frage, was man visuell aus einer Zeitungsseite so alles machen kann. „Dabei gilt grundsätzlich: mobile first“, betonte der Journalist.

Die Transformation der Zeitungsseite auf den Bildschirm sollte dabei so gestaltet sein, dass die Aufmerksamkeit der Leserschaft schon beim Öffnen des Screens geweckt wird. Anhand zahlreicher Beispiele machte er deutlich, wie visuelle Darstellungen Texte ergänzen und zu einem Mehrwert für den Leser führen können. Dazu zählen beispielsweise Grafiken mit Animation, interaktive Karten oder Infografiken. „Mit einer guten Visualisierung erreicht man mehr als mit Texten allein“, machte Lehmann deutlich. Dabei ist immer entscheidend, was man erzählen möchte.

Über die Veranstaltung

Die Online-Diskussionsveranstaltung richtet sich an Interessierte und Entscheiderinnen und Entscheider aus Politik und Verwaltung (Behörden, Verbände, Abgeordnete etc.). Sie ist Teil der von Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und dem Statistischen Bundesamt gemeinsam organisierten Reihe „Berliner Demografiegespräche“.

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