Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Bevölkerungsforschung Aktuell 5/2021 • 11.10.2021Wechsel der Institutsleitung im BiB

Prof. Dr. C. Katharina Spieß ist neue Direktorin des BiB. Das aktuelle Themenheft von Bevölkerungsforschung Aktuell liefert Informationen rund um die Feierlichkeiten und Hintergründe zur Amtsübergabe. Die Übergabe der Institutsleitung erfolgte in einem feierlichen Festakt am 28. September 2021 im Wiesbadener Kurhaus.

Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen würdigten in Vorträgen die Leistungen des ehemaligen Direktors Prof. Dr. Norbert F. Schneider als Wissenschaftler und Direktor des BiB. Er leitete das Institut seit 2009.

Das BiB hat auch für die Politik an Bedeutung gewonnen

Dr. Markus Kerber Viel Lob aus Berlin: Dr. Markus Kerber (BMI). Quelle: Peter-Paul Weiler/BiB

Lobende Worte fand Staatssekretär Dr. Markus Kerber aus dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) für die Leistung von Prof. Dr. Schneider während der 12 Jahre. Er hat das Institut auf eine neue Ebene gehoben, was nicht zuletzt der personelle Zuwachs und der deutliche Anstieg an wissenschaftlichen Veröffentlichungen belegt. Auch in der Politikberatung hat das Institut während der Amtszeit von Prof. Schneider an Bedeutung gewonnen. So liefert das BiB konkrete Hilfen für politische Entscheidungen in Berlin, betonte Dr. Kerber.

Prof. Dr. Norbert F. Schneider Verabschiedung mit Blumen: Prof. Dr. Norbert F. Schneider. Quelle: Peter-Paul Weiler/BiB

Prof. Dr. Schneider wies darauf hin, dass die Grundlagen für den Erfolg bereits mit der 2007 geplanten Neuausrichtung des Instituts gelegt wurden. Mit verantwortlich dafür war der damalige Abteilungsleiter „Grundsatzfragen und internationale Analysen“, der heutige Staatssekretär Dr. Kerber. Prof. Dr. Schneider bestätigte, dass das BiB sich auf gutem Weg befindet, der aber noch nicht zu Ende ist, wie er mit Blick auf seine Nachfolgerin, die international renommierte Ökonomin Prof. Dr. C. Katharina Spieß, sagte.

Internationale Vernetzung der BiB-Forschung

Prof. Dr. C. Katharina Spieß Die neue Direktorin übernimmt das BiB-Steuer: Prof. Dr. C. Katharina Spieß. Quelle: Peter-Paul Weiler/BiB

Für die neue Direktorin spielt bei der künftigen wissenschaftlichen Ausrichtung des BiB vor allem die Einbindung der Frage der Bildung für die Zusammensetzung, die Struktur sowie das Zusammenleben der Bevölkerung eine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt dieser Forschung muss daher die Frage stehen, wie das Humanpotenzial von heute und morgen identifiziert, erschlossen und gefördert werden kann. Dies ist eine zentrale Frage gerade für alternde Gesellschaften, betonte Prof. Dr. Spieß. In diesem Zusammenhang soll es nicht nur darum gehen, zu beschreiben, sondern auch Wirkungsketten zu identifizieren.

Großen Wert legt sie zudem auf eine Vernetzung mit der nationalen und internationalen Forschungslandschaft sowie mit Politik und Verwaltung, die letztlich auch dabei hilft, die Politikberatung des BiB zu verbessern. Somit soll es der Ressortforschung ermöglicht werden, frühzeitig neue Herausforderungen zu erkennen und wissenschaftlich fundiertes Wissen für das Handeln der Politik bereitzustellen.

Im Interview mit der aktuellen Ausgabe von Bevölkerungsforschung Aktuell ergänzt sie diese Schwerpunkte mit dem Ziel, die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Forschungsbereiche im Hinblick auf folgende Fragen noch weiter zu vertiefen: Wie gestaltet sich beispielsweise die häusliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern bei Familien mit Flucht- und Migrationshintergrund? Welche Auswirkungen hat die Großelternbetreuung auf die nächsten Generationen und welche Mechanismen liegen diesen Effekten zu Grunde?

Debatte um den Austausch zwischen Forschung, Politik und Öffentlichkeit

Neben mehreren wissenschaftlichen Vorträgen von Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld (Hertie School Berlin), Prof. Dr. Marcel Erlinghagen (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Andreas Kruse (Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Johannes Huinink (Universität Bremen) widmete sich eine Podiumsdiskussion mit Christine Henry-Huthmacher (Konrad-Adenauer-Stiftung), Prof. Dr. Norbert F. Schneider und Ann-Kathrin Eckardt (Süddeutsche Zeitung) der Frage, wie der Austausch zwischen Forschung, Politik und Öffentlichkeit gelingen kann.

Dabei kritisierte zunächst Prof. Dr. Schneider die Vorgehensweise der Politik in der Corona-Pandemie, in der sie weitgehend darauf verzichtete, bei ihrer Entscheidungsfindung die Expertise unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen wie zum Beispiel der Soziologie einzubinden. Aus seiner Sicht kann daher ein wirkungsvoller Austausch nur gelingen, wenn Politik und Wissenschaft in einen wechselseitigen Diskurs eintreten und die Politik sich von der Wissenschaft nicht einfach nur informieren lässt. An die Wissenschaft gerichtet mahnte er, dass diese mehr Bereitschaft zeigen muss, die Schnittstellen zur Politik und den Medien zu bedienen und nicht rein bedarfsorientiert zu handeln.

Podiumsdiskussion bei der Amtsübergabe. Über den Austausch zwischen Forschung, Politik und Öffentlichkeit diskutierten (v. l. n. r).: Christine Henry-Huthmacher, Prof. Dr. Norbert F. Schneider, Karl Schlieker und Ann-Kathrin Eckardt. Quelle: Peter-Paul Weiler/BiB

Aus der Perspektive der Politikberatung wies Christine Henry-Huthmacher darauf hin, dass Politik schnelle Antworten auf meist komplexe Fragen benötigt und keine Entscheidungen, sondern Optionen möchte. Für umfangreiche Expertisen hat heute niemand mehr Zeit, sagte sie. Schließlich muss Politik am Ende zuspitzen.

Dies gilt in gleichem Maße auch für die Medien, wie die Journalistin Ann-Kathrin Eckardt bestätigte. Die Medien wollen Forschungsergebnisse in möglichst kurzer Zeit verfügbar haben, wobei die Forschung zu einem Thema manchmal sehr spät veröffentlicht wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die früher erlebte Eindeutigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Corona in einem kollektiven gesellschaftlichen Lernerlebnis widerlegt worden ist. Es gibt heute nicht mehr die einzige eindeutige Studie, die alles zu erklären vermag, betonte die Journalistin. Was den Austausch zwischen Wissenschaft und Medien angeht, gibt es aus ihrer Sicht noch erhebliches Verbesserungspotenzial.

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