Publikation | 29.10.2021Folgen von Emigration für die Fertilität türkischer Männer
Unterscheidet sich das Fertilitätsverhalten von migrierten türkischen Männern von denjenigen, die im Herkunftsland bleiben? Dies untersucht ein aktueller Beitrag von Nadja Milewski und Helen Baykara-Krumme im „Journal of International Migration and Integration“. Anders als bei bisherigen Studien zum Fertilitätsverhalten im Migrationskontext geht es hier um ausgewanderte Männer der ersten und Folgegenerationen im Vergleich zu ihrem Herkunftsland. Dabei gilt auch ein Augenmerk den Migrationsmotiven, wobei hier zwischen erwerbsbedingten und nichterwerbsbezogenen Motiven unterschieden wird.
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Auf der Grundlage von Daten der „2000 Family Study“ mit über 3.500 befragten türkischen Männern im Alter zwischen 18 bis 92 Jahren, die 2010 und 2011 in der Türkei sowie in Ländern Westeuropas durchgeführt wurde, wird sowohl der Übergang zur Vaterschaft als auch zu Zweit- und Drittgeburten analysiert. Darüber hinaus wird die kumulierte Kinderzahl bei den türkischen Männern im Alter ab 41 Jahren und älter untersucht.
Höhere Erstgeburtszahlen bei Emigranten
Die Befunde zeigen, dass migrierte Männer der ersten Generation erhöhte Erstgeburtszahlen im Vergleich zur Gruppe der Männer in der Türkei aufweisen. Dies weist auf einen engen Zusammenhang zwischen Heirat und Migration hin. Dabei wurde dieser Effekt unabhängig von den jeweiligen Migrationsmotiven festgestellt. Bei den Übergängen zu den Zweit- und Drittgeburten gibt es zwischen den Männern im Herkunfts- und Zielland hingegen kaum Unterschiede.
Durchschnittlich kleinere Familiengröße der ausgewanderten Männer
Die Untersuchung der kumulierten Fertilitätszahlen bei den Männern im Alter ab 41 Jahren zeigt, dass die Kinderzahlen der migrierten türkischen Männer niedriger sind als die der in der Türkei lebenden. „Unsere Analysen belegen somit, dass über den ganzen Lebenslauf betrachtet Migration mit einer kleineren Familiengröße einhergeht“, betont die Mitautorin der Studie und BiB-Mitarbeiterin, Dr. Nadja Milewski. Internationale Migration führt allenfalls kurzzeitig zu einer Zunahme der Fertilität, zum Beispiel in der frühen Familiengründungsphase.
Insgesamt ist aber die durchschnittliche Familiengröße der Ausgewanderten niedriger als jene der in der Türkei lebenden Männer. Dies gilt vor allen für die älteren Geburtskohorten. Bei den jüngeren Kohorten waren die Unterschiede zwischen migrierten und einheimischen türkischen Männern im Hinblick auf die kumulierte Fertilität allerdings weitaus weniger ausgeprägt.
Mileswki, Nadja; Baykara-Krumme, Helen (2021): Fertility Behavior of Turkish Migrant Men in Europe Compared to Stayers at Origin. In: Journal of International Migration and Integration.