Bevölkerungsforschung Aktuell 3/2022 | 02.06.2022Grenzübergreifend vernetzt und lokal eingebettet?
Für das Wohlbefinden Geflüchteter in Deutschland spielen transnationale soziale Beziehungen und Netzwerke eine wichtige Rolle. Dabei stellt sich die Frage, in welchem Umfang eritreische und syrische Geflüchtete über transnationale Netzwerke verfügen. Wer sind die im Ausland lebenden Menschen, mit denen Geflüchtete vom Aufnahmeland aus Beziehungen pflegen und wo leben sie? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Beitrag in der neuen Ausgabe von Bevölkerungsforschung Aktuell.
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Menschen, die gezwungen sind, ihren Wohnort zu verlagern, werden oftmals aus ihren bestehenden sozialen Beziehungen herausgelöst und müssen nach der Ankunft im Aufnahmeland neue soziale Netzwerke bilden. Gleichzeitig stehen Geflüchtete weiterhin im Austausch mit Angehörigen und Freunden etwa im Herkunftsland oder in den Nachbarländern der Herkunftsregion. Diese sozialen Beziehungen erstrecken sich meist über mehrere Länder und tragen zur emotionalen Unterstützung bei. Zudem geben sie auch Rückhalt und Beistand.
Grenzüberschreitende Beziehungen vor allem mit engen Familienangehörigen
Allerdings gibt es bisher nur wenig Forschung, die sich mit grenzüberschreitenden sozialen Beziehungen und Netzwerken von nach Deutschland Geflüchteten befasst. Daher beschäftigt sich der Beitrag auf der Basis von Daten des Projekts „Forced Migration and Transnational Family Arrangements – Eritrean and Syrian Refugees in Germany“ (TransFAR) am Beispiel eritreischer und syrischer Geflüchteter mit der Frage, in welchem Umfang diese über transnationale Netzwerke verfügen. Im Fokus steht dabei unter anderem die Frage, wer ihre im Ausland lebenden Bezugspersonen sind und wo diese leben. Von Interesse ist dazu auch, inwieweit grenzübergreifende Beziehungen Geflüchteter in einem Zusammenhang mit der Einbettung in lokale Netzwerke im Aufnahmeland stehen.
Die Befunde belegen, dass knapp 40 Prozent der befragten eritreischen und syrischen Geflüchteten emotional für sie wichtige soziale Beziehungen in das Ausland hält. In der Regel sind dies enge Familienangehörige, die in den Herkunftsländern oder in Nachbarstaaten leben. Geflüchtete, die mindestens eine enge Bezugsperson im Ausland haben, weisen zudem auch hierzulande mehr Bezugspersonen auf, die nicht ihrem engen Familienkreis angehören - sowohl mit deutschem als auch mit dem eigenen ethnischen Hintergrund. Dabei gibt es allerdings Unterschiede zwischen den beiden untersuchten Bevölkerungsgruppen.