Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Pressekonferenz • 23.11.2022Familienzusammenhalt in der Pandemie wichtig

Wie zufrieden waren Familien während der Corona-Pandemie? Wie ist ihre Lage im Jahr 2022? Diese Fragen waren Thema bei einer Pressekonferenz des BiB am 8. November 2022 mit BiB-Direktorin Prof. Dr. C. Katharina Spieß und BiB-Forschungsdirektor PD Dr. Martin Bujard.

Auf der Basis von Daten des familiendemografischen Panels FReDA und der COMPASS-Erhebung von Infratest dimap präsentierten dazu Prof. Spieß und Dr. Bujard zentrale Befunde aus den beiden Studien. Wie stark war die persönliche Belastung durch die Pandemie im Frühjahr 2021? Die Antworten auf diese Frage des FReDA-Surveys belegten eine insgesamt hohe Gesamtbelastung der Familien, die sich allerdings nach Bildungsgruppen und Geschlecht unterschied, wie Dr. Bujard verdeutlichte.

Belastungen unterscheiden sich nach Bildung und Geschlecht

„Die Befunde zeigen, dass vor allem bei den niedrigeren Bildungsgruppen eine etwas stärkere Gesamtbelastung als bei den höheren Bildungsgruppen wahrgenommen wurde“, analysierte der Wissenschaftler. Deutliche Unterschiede gab es auch beim Thema finanzielle Einbußen und der Angst, selbst zu erkranken. Hier lagen die Belastungen bei den niedriger Gebildeten deutlich höher.

Frauen gaben eine etwas höhere Gesamtbelastung an und hatten auch eher Angst an, Corona zu erkranken. Männliche Befragte äußerten sich deutlich häufiger besorgt über finanzielle Einbußen.

Warum ist die Lebenszufriedenheit in manchen Gruppen niedrig, in anderen nicht?

Befragte Personen, die in einer Beziehung leben bzw. eigene Kinder haben, weisen eine deutlich höhere Lebenszufriedenheit auf. „Die wahrgenommene Lebenszufriedenheit hängt in hohem Maße mit der Zufriedenheit der Beziehung mit dem Partner sowie den eigenen Kindern ab“, betonte Dr. Bujard. Zudem wies der Anteil, der in der Pandemie auch gute Seiten erkannte, eine höhere Lebenszufriedenheit auf. Bei Personen, die in einer Partnerschaft lebten, spielte die Qualität der Beziehung eine entscheidende Rolle, wenn es um die Einschätzung der Lebenszufriedenheit ging: Ist die Zufriedenheit mit der Beziehung deutlich positiv, ist auch die Lebenszufriedenheit höher. „Die Stärke dieses Befundes ist schon sehr deutlich“, so Dr. Bujard.

Gleiches gilt auch für eine hohe Zufriedenheit bei der Beziehung zum Kind. Dagegen sind finanzielle Einbußen negativ mit der Lebenszufriedenheit assoziiert.

Große Sorgen um die eigene wirtschaftliche Lage 2022

Wie stellt sich die Situation im Sommer 2022 dar? Die Sorgen der Menschen um die eigene Gesundheit sind im Vergleich zu Ende 2020 nicht mehr so hoch. „Dafür wird deutlich, dass sich im Vergleich zur Jahresmitte 2020 die Sorge um die eigene wirtschaftliche Lage gravierend erhöht hat. Etwa 35 Prozent der Eltern machen sich mittlerweile große Sorgen um die eigene wirtschaftliche Lage“, betonte Prof. Spieß.

Sorgen um die Zukunft der Kinder sind gestiegen – aber auch die Lebenszufriedenheit

Die künftige Entwicklung der eigenen Kinder wird 2022 mit großer Sorge gesehen. Dagegen gibt die Bildung der Kinder sowie ihr Gesundheitszustand mittlerweile nicht mehr so großen Anlass zu Besorgnis wie noch 2021. Gestiegen ist 2022 darüber hinaus die Lebenszufriedenheit von Eltern: „Im Frühjahr 2021 war sie auf einem Tiefpunkt angelangt, während sie im August 2022 an einem Punkt wie am Anfang der Pandemie ist - aber immer noch gering im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie“, sagte die BiB-Direktorin.

Pandemie macht soziale Ungleichheiten sichtbar

Im Jahr 2022 sind die Mütter zufriedener mit ihrem Leben als die Väter. Erhebliche Unterschiede gibt es allerdings beim Einkommen und bei der Bildung der Eltern. Haushalte und Personen im unteren Einkommensbereich und jene mit niedrigem Bildungsgrad sind mit ihrem Leben deutlich unzufriedener. Aus den Befunden der beiden Studien wird deutlich, dass sich in Krisen wie der Pandemie oder dem Ukraine Krieg bereits vorhandene sozioökonomische Ungleichheiten deutlich bemerkbar machen, resümierte Prof. Spieß.

FReDA ist ein Kooperationsprojekt, an dem das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), das GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und die Universität zu Köln beteiligt sind. Die wissenschaftliche Studie befasst sich mit dem Thema Beziehungen und Familienleben in Deutschland. Zwei Mal im Jahr werden dafür bundesweit mehrere Tausend zufällig ausgewählte Menschen im Alter von 18 bis 49 Jahren sowie deren Partnerinnen und Partner befragt.

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