Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Europäischer Tag der Demografie | 07.02.2024362 Jahre nach ihrer Gründung – wo steht die Bevölkerungswissenschaft heute?

In London im Jahr 1662 durch John Graunt begründet, ist die Demografie heute eine Disziplin, die aktueller nicht sein kann. Demografische Entwicklungen machen sich in vielen Bereichen bemerkbar, zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt oder im Bildungssektor. Anlässlich des diesjährigen Tags der Demografie am 4. Februar betont BiB-Direktorin Univ.-Prof. Dr. C. Katharina Spieß, wie wichtig auch das Thema Wohlbefinden für zukünftige demografische Forschung sein wird.

Mädchen mit EU-Flagge Quelle: © weyo/stock.adobe com

Demografie zeigt Trends auf, zum Beispiel, wie die Bevölkerung sich nach Alter, Geschlecht, Familienstand, Herkunft, Bildung oder Gesundheit zusammensetzt. Außerdem analysieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, warum sich diese Zusammensetzung verändert und was das für unser Zusammenleben sowie das eigene Leben bedeutet.

In den letzten knapp 400 Jahren hat sich die wissenschaftliche Disziplin der Demografie verändert: Mittlerweile geht es nicht nur darum Köpfe zu zählen, sondern zu schauen, „was in diesen Köpfen drin ist“. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) setzt hier beispielsweise an mit der Langzeitstudie FReDA, die halbjährlich Daten rund um Familien und Partnerschaften in Deutschland erhebt und so auch demografische Veränderungen im Blick hat.

Wohlbefinden wichtiges Thema für Demografie

Wenn es um die Zukunft demografischer Forschung geht, dann sind dabei auch zunehmend Fragen des Wohlbefindens von Bedeutung.

„Im letzten Jahr haben wir den BiB.Monitor Wohlbefinden gestartet. Damit messen wir nun jährlich, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben im Allgemeinen sind.“, sagt BiB-Direktorin Spieß. Und betont: „Diese Zufriedenheit beeinflusst demografische Ereignisse wie Geburt, Migration und Langlebigkeit. Und diese Ereignisse beeinflussen wiederum die Zufriedenheit. Solche Zusammenhänge zu untersuchen, ist wichtig für die Forschung zum demografischen Wandel. Denn es geht ja nicht nur darum wie groß die Bevölkerung ist, sondern auch darum, wie es ihr geht.“

Für Forschungsfragen im Kontext des demografischen Wandels wird es darüber hinaus immer wichtiger werden, unterschiedliche Datensätze miteinander zu kombinieren, wie zum Beispiel Registerdaten-, amtliche Daten und Surveydaten.

Megatrend Demografischer Wandel

Der demografische Wandel bleibt und wird Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin vor große Herausforderungen stellen. Ein aktuelles Beispiel ist der Übergang der Babyboomergeneration in den Ruhestand, was zu Engpässen auf dem Arbeitsmarkt führen kann. Und auch die Trends der Bevölkerungsalterung und -schrumpfung setzen sich fort und werden wichtige Themen für zukünftige demografische Forschung bleiben.

John Graunt – Gründungsvater der Demografie

Eine der ersten demografischen Forschungsarbeiten stammt von dem Londoner John Graunt, der in den Jahrzehnten der Pest-Pandemie Sterbeverzeichnisse (Bills of Mortality) analysierte und am 4. Februar 1662 dazu ein Buch veröffentlichte.

Seit dem Jahr 2022 wird der Europäische Tag der Demografie (4. Februar) jedes Jahr zum Gedenken an den „Vater der Demografie“ begangen.

BiB.Podcast: Geburt der Demografie aus der Pest-Pandemie

Historiker Dr. Andreas Edel gibt im BiB-Podcast einen Einblick in die Anfänge der demografischen Forschung im 17. Jahrhundert am Beispiel von John Graunt.