Interview | 10.09.202550 Jahre Comparative Population Studies – ein Blick zurück und nach vorn
Seit 1975 begleitet die vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) gegründete wissenschaftliche Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft (ZfB), heute Comparative Population Studies (CPoS), die demografische und bevölkerungswissenschaftliche Forschung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Im Jubiläumsjahr wirft Dr. Katrin Schiefer, verantwortliche Redakteurin von CPoS, einen Blick auf Erreichtes, aktuelle Herausforderungen und Potenziale.
Dr. Katrin Schiefer, Referentin Kommunikation und verantwortliche Redakteurin von CPoS
Quelle: © BiB
1. Wie hat sich die heutige Comparative Population Studies seit ihrer Gründung als Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft entwickelt?
Ursprünglich wurde die heutige Comparative Population Studies (CPoS) als deutschsprachige Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft (ZfB) vom damals erst zwei Jahre alten Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung ins Leben gerufen. Die Fachzeitschrift sollte eine interdisziplinäre Plattform für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Bevölkerungsfragen werden. Im Laufe der Jahre etablierte sich die ZfB in der deutschsprachigen Forschungsgemeinschaft der DACH-Region und trug signifikant zur Entwicklung der Disziplin nach dem Zweiten Weltkrieg bei. Ein fester Bestandteil waren deskriptive Betrachtungen der demografischen Lage und die eigene Forschung des BiB.
2. Wann und warum erfolgte der Übergang zur englischsprachigen Comparative Population Studies?
Mit der Disziplin der Bevölkerungswissenschaft entwickelte sich auch die Zeitschrift weiter und wurde methodisch anspruchsvoller. 2010 erfolgte der Relaunch als Comparative Population Studies, um die Inhalte einem internationalen Publikum zugänglich zu machen. Seither liegt der Schwerpunkt auf vergleichenden Forschungsansätzen – etwa zwischen Ländern oder Regionen, über den Lebensverlauf hinweg oder zwischen sozialen Gruppen. Zugleich ist die Zeitschrift in vielen Dimensionen internationaler geworden: nicht nur bei den Beiträgen, sondern auch in ihren Gremien wie dem wissenschaftlichen Beirat. Diese Entwicklung stärkt ihre Reichweite und macht CPoS zu einem erfolgreichen internationalen Open-Access-Journal. Seit dem Relaunch im Jahr 2010 gab es 605 Einreichungen, von denen 272 Artikel veröffentlicht wurden. Die Themen reichen von Fertilität, Migration, Alterung und Gesundheit bis zu Familienformen und sozialer Ungleichheit.
3. Sie haben beschrieben, dass sich die Comparative Population Studies zu einem internationalen Open-Access-Journal entwickelt hat. Welche Stationen waren auf diesem Weg besonders entscheidend?
Die wichtigsten Stationen von CPoS zwischen 1975 und 2025
Für die Weiterentwicklung der Zeitschrift waren mehrere Schritte entscheidend: die Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats und die Einführung des doppelblinden Begutachtungsverfahrens, bei dem weder Gutachter noch Autoren die Identität des jeweils anderen kennen. Auch die Umstellung auf eine rein online verfügbare Open-Access-Publikation, die Einführung thematischer Schwerpunkthefte und die vollständige Umstellung auf Englisch waren wichtige Stationen für CPoS. Ein weiterer Meilenstein war die Aufnahme in den Emerging Sources Citation Index (ESCI) von Clarivate, der die internationale Sichtbarkeit der Zeitschrift deutlich erhöht. Es handelt sich dabei um eine der führenden Zitationsdatenbanken der sogenannten Web of Science Core Collection. Zudem ergänzen externe Editoren das Redaktionsteam am BiB, um Qualität, wissenschaftliche Unabhängigkeit und Reichweite nachhaltig zu sichern.
4. Wo liegen aus Ihrer Sicht die größten zukünftigen Herausforderungen und Potenziale für eine Fachzeitschrift wie CPoS?
Eine Fachzeitschrift muss sich kontinuierlich weiterentwickeln, um den Anforderungen der Zeit, der Disziplin und des Publikationswesens gerecht zu werden. CPoS konkurriert auf einem umkämpften Markt mit den großen internationalen Verlagen, kann aber ohne starre Verlagsstrukturen flexibler und schneller auf neue Entwicklungen reagieren.
Dass für die Open-Access-Publikation keine Gebühren erhoben werden, sichert breite Zugänglichkeit auch jenseits der Wissenschaft. Ein fairer Begutachtungsprozess, unabhängig vom jeweiligen Karrierelevel oder der Herkunft des Forschenden, fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein Alleinstellungsmerkmal der Zeitschrift ist das sprachliche Lektorat für angenommene Beiträge. Die nächsten Entwicklungen sind bereits geplant: CPoS will zukünftig noch stärker auf Datenvisualisierungen setzen.
Meistgelesen: Die Top 3 Downloads seit 2016
- Weber, Hannes (2015): Could Immigration Prevent Population Decline? The Demographic Prospects of Germany Revisited: Comparative Population Studies. 40, 2. DOI: https://doi.org/10.12765/CPoS-2015-05
- Ludwig, Volker; Brüderl, Josef (2021): What You Need to Know When Estimating Impact Functions with Panel Data for Demographic Research. Comparative Population Studies. 46. DOI: https://doi.org/10.12765/CPoS-2021-16
- Arránz Becker, Oliver; Steinbach, Anja (2012): Relations between Grandparents and Grandchildren in the Context of the Family System. Comparative Population Studies. 37, 3-4. DOI: https://doi.org/10.12765/CPoS-2012-06