Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Resilient Life Courses and Vulnerabilities in Old Age (REVEAL)

Inhalt und Ziele

Durch die Beantwortung dieser Forschungsfrage soll eine Lücke geschlossen werden, die sich durch Vernachlässigung von altersspezifischen Risiken und Belastungen im Konzept des erfolgreichen Alterns ergibt. Auch wenn hierdurch nicht die grundsätzliche Normativität des erfolgreichen Alterns überwunden werden kann, liefert diese Perspektive die Möglichkeit, die individualistische Ausrichtung des Konzepts durch sozialstrukturelle Komponenten zu ergänzen.

Eng mit der oben genannten Fragestellung verbunden sind die Begriffe Vulnerabilität und Resilienz. Während Vulnerabilität die Anfälligkeit bzw. Verletzlichkeit des psychosozialen Systems gegenüber einem benachteiligenden Zustand (zum Beispiel Hilfs- oder Pflegebedürftigkeit oder Einsamkeit) bezeichnet, beschreibt Resilienz die individuelle Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und Lebensrisiken. Durch die Berücksichtigung von protektiven Faktoren, wie zum Beispiel sozialer Unterstützung, sind diese beiden Begriffe eng miteinander verknüpft. So kann die Prävention von Vulnerabilität im höheren Erwachsenenalter unter anderem auch als Voraussetzung für Resilienz in der Hochaltrigkeit angesehen werden. Daher werden in REVEAL für ein umfassendes Verständnis des Alternsprozesses beide Konzepte verfolgt und empirisch untersucht. Hierbei wird in REVEAL ein besonderes Augenmerk auf die Identifikation von Mechanismen gelegt, die politischen Interventionen zugänglich sind, wie zum Beispiel Maßnahmen zur Förderung sozialer Unterstützung für ältere Menschen. Hierdurch leistet REVEAL einen Beitrag zur Gestaltung des demografischen Wandels, indem innovative und politikrelevante Erkenntnisse im Bereich resiliente Lebensläufe und Vulnerabilität älterer Erwachsener erarbeitet werden. Angesichts der fortschreitenden Alterung der Babyboomer und den damit verbundenen Herausforderungen für den Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme ist ein gegenüber individuellen und gesellschaftlichen Krisen gewappnetes Altern von besonderer Relevanz. In diesem Zusammenhang spricht auch der Koalitionsvertrag 2021–2025 der Bundesregierung von „gesellschaftlicher Resilienz“ als zentralem Zukunftsfeld für innovative Forschung. Im Vordergrund stehen hierbei in REVEAL empirische Erkenntnisse, die Anhaltspunkte für die Gestaltung vulnerabilitätsvermindernder und resilienzfördernder Rahmenbedingungen und Interventionen liefern können.

Durch den Schwerpunkt auf Personen im Ruhestandsalter 66+ wird der Blick auf eine momentan stark wachsende Bevölkerungsgruppe gelenkt. Diese ist sowohl durch individuelle Entwicklungschancen als auch durch soziale Ungleichheiten sowie physische, mentale und soziale Verlusterfahrungen geprägt, welche die Vulnerabilität dieser Altersgruppe für verschiedene Lebensrisiken erhöhen. Hierdurch wird auch die Relevanz von REVEAL für die Forschungsgruppe 3.1 „Altern und Alterung“ deutlich, deren Fokus auf der Erforschung des höheren Erwachsenenalters liegt. Da die zentralen Konzepte von REVEAL unter anderem eine Verknüpfung von individuellen und strukturellen Faktoren vorsehen, ergänzt das Projekt aber auch die Mikro-Gesundheitsforschung im Kontext der NAKO Gesundheitsstudie in der Forschungsgruppe 3.3 „Mortalitäts-Follow-Up der NAKO Gesundheitsstudie“ und der Makro-Gesundheitsforschung in der Forschungsgruppe 3.4 „Globale und regionale Bevölkerungsdynamik“. Zudem ist REVEAL anschlussfähig für andere Forschungsbereiche des BiB. Dies gilt insbesondere für solche, die sich in der Lebensverlaufsperspektive mit Einflüssen aus früheren Lebensphasen auf das höhere Erwachsenenalter beschäftigen. Das Projekt bietet somit großes Potenzial für die Untersuchung themenübergreifender Fragestellungen, die sich vor allem mit den Einflüssen verschiedener Risiko- (unter anderem soziale Benachteiligung, Umweltbelastungen) und Schutzfaktoren (zum Beispiel Persönlichkeitseigenschaften, soziale Unterstützung beziehungsweise familiale Netzwerke) in früheren Lebensphasen auf das Wohlbefinden im höheren Erwachsenenalter beschäftigen.

Daten und Methoden

Für die Analyse der oben genannten Forschungsfragen werden die Datensätze von verschiedenen Surveys herangezogen, wie zum Beispiel „Gesundheit in Deutschland aktuell“ 2014/2015, Deutscher Alterssurvey, Deutscher Freiwilligensurvey, Sozio-oekonomisches Panel, Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe, Lebensqualität und Wohlbefinden hochaltriger Menschen in NRW (NRW80+), Deutscher Hochaltrigkeitssurvey: Hohes Alter in Deutschland (D80+) oder auch Health and Retirement Study. Darüber hinaus ist ein deutsch-kanadischer Vergleich unter anderem mit den Daten des Canadian Community Health Survey geplant. Zudem werden administrative Daten unter anderem der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Mikrozensus, der Deutschen Rentenversicherung, der Barmer Krankenversicherung, des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie von Statistics Netherlands genutzt.

Laufzeit

seit 06/2021

Projektpartner

  • Interdisciplinary Public Policy (IPP), Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Laura Schmitz, Julie Tréguier, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin
  • Prof. Mélanie Levasseur, Université de Sherbrooke, Kanada
  • Laia Bosque-Mercader, Centre for Health Service Economics and Organisation, Nuffield Department of Primary Care Health Sciences, University of Oxford

Publikationen

Levasseur, Mélanie; Naud, Daniel; Cihlar, Volker; Micheel, Frank; Mergenthaler, Andreas; Trottier, Lise (2024):

: SSRN.

Cihlar, Volker; Micheel, Frank; Mergenthaler, Andreas (2022):

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 56(8): 654–660.

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