Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Pressemitteilung • 27.07.2022Kind in Kita heißt noch lange nicht weniger „Quality Time“ mit dem Kind

Wenn junge Kinder eine Tagesseinrichtung besuchen, wirkt sich das auch auf die Bildungsaktivitäten innerhalb der Familie aus – allerdings nur bei Müttern mit geringerer Bildung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die kürzlich im Oxford Bulletin of Economics and Statistics veröffentlicht wurde.

Darin vergleichen C. Katharina Spieß (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung BiB), Sevrin Waights (DIW Berlin) und Jonas Jessen (Viadrina Universität Frankfurt/Oder) die Zeit, die Kinder mit den Eltern und auch die Aktivitäten die Eltern mit ihren Kindern durchführen und unterscheiden dabei danach, ob die Kinder eine Kita besuchen. Basis der Analysen bilden Stichproben aus den Zeitverwendungsdaten des Statistischen Bundesamtes und repräsentativen Surveydaten.

Dabei zeigt sich zunächst, dass Mütter weniger gemeinsame Zeit mit ihrem Kind verbringen, wenn dieses eine Kita besucht. Allerdings trifft dies nicht auf die sogenannten „Quality-Time“ zu. Hier finden sich deutliche Unterschiede nach dem mütterlichen Bildungshintergrund: Mütter mit geringerem Bildungshintergrund lesen ihren Kindern nach der Kita am Nachmittag mehr vor, wenn der Nachwuchs ganztägig eine Kita besucht als Mütter mit gleichem Bildungsniveau, deren Kinder am Nachmittag nicht in der Kita sind. „Der Besuch einer Tageseinrichtung führt nicht dazu, dass Eltern signifikant weniger bildungsrelevante Aktivitäten mit ihren Kindern durchführen“, erklärt Prof. Dr. C. Katharina Spieß vom BiB und fügt hinzu. „Der Kita-Besuch fördert somit nicht nur das Kind, sondern kann auch die Erziehungsqualität von Müttern mit geringerer Bildung verbessern“. Bei Müttern mit einem höheren Bildungsabschluss gibt es diese Unterschiede nach Kita-Nutzung hingegen nicht.

Der in anderen Studien belegte Befund, wonach gerade Kinder von sozio-ökonomisch benachteiligten Familien im Hinblick auf ihre Bildungsverläufe von einer Kita-Nutzung profitieren, könnte demnach auch damit zusammenhängen, dass deren Mütter am Nachmittag mehr bildungsrelevante Aktivitäten unternehmen. Dahinter könnte die Beobachtung stecken, dass Mütter in der Kita eher auf solche Eltern-Kind-Interaktionen hingewiesen werden, welche für spätere Bildungserfolge mitverantwortlich sein können. Für Väter, die im Mittel auch weniger Kontakte zu den Fachkräften in Kitas haben, zeigt sich dies hingegen nicht. Väter verbringen ohnehin weniger Zeit mit bildungsrelevanten Aktivitäten mit ihren Kindern als Mütter. „Insgesamt zeigt sich einmal mehr die Bedeutung, dass Kitas nicht nur die Kinder per se, sondern die Familien als Ganzes adressieren“, so Studienautorin Spieß.

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