Pressemitteilung | 19.09.2025Zugangs- und Karrierechancen von Ostdeutschen in der Bundesverwaltung
Mit einem Anteil von 23,9 Prozent an allen Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Bundesverwaltung sind Ostdeutsche sehr gut vertreten. Zum Vergleich: innerhalb der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 18 bis 64 Jahren liegt ihr Anteil bei 17,6 Prozent. Bei Führungspositionen bestehen allerdings Unterschiede. Das zeigt eine Auswertung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) auf Grundlage des „Diversität und Chancengleichheit Survey 2024“. Dazu wurden repräsentative Daten von über 50.000 Beschäftigten in 73 von 104 Bundesbehörden erhoben.
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Im Vergleich haben Ostdeutsche seltener eine Führungsposition im höheren Dienst inne als Menschen aus dem Westen. Danach beträgt der Anteil an Führungskräften unter den Ostdeutschen 4,9 Prozent und unter den Westdeutschen 8,3 Prozent. Zudem sind Ostdeutsche häufiger in Führungspositionen tätig, in denen sie selbst einer weiteren Führungskraft unterstellt sind, während westdeutsche Beschäftigte häufiger herausgehobene Personalverantwortung tragen.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, bestehen diese Unterschiede auch bei jüngeren Beschäftigten. Dies werten die Forschenden als einen Hinweis darauf, dass die ungleiche Repräsentanz von Ostdeutschen in Führungspositionen in Westdeutschland ein anhaltendes strukturelles Problem darstellt – auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. Dies drückt sich zudem darin aus, dass in Behörden mit Sitz in Ostdeutschland einschließlich Berlin 67,3 Prozent der Führungskräfte aus Westdeutschland und 23,9 Prozent aus Ostdeutschland stammen. Weitere 8,8 Prozent der Führungskräfte sind im Ausland geboren. „Der bevorstehende Ruhestand vieler Führungskräfte und die zunehmende Ansiedlung von Bundeseinrichtungen in Ostdeutschland bieten die Chance, die Repräsentation ostdeutscher Beschäftigter weiter zu verbessern“, erklärt Sophie Straub vom BiB und Mitautorin der Studie.
Auch ein Teil der Beschäftigten selbst sieht Handlungsbedarf. So nennen 22,2 Prozent der ostdeutschen Befragten eine ostdeutsche Herkunft als wichtigen bis sehr wichtigen Aspekt für die Förderung von Diversität und den Abbau von Diskriminierung – deutlich mehr als die 6,8 Prozent der westdeutschen Kolleginnen und Kollegen. Des Weiteren gab mit 4,5 Prozent ein kleiner Teil der in Ostdeutschland geborenen Befragten an, dass sie sich aufgrund ihrer ostdeutschen Herkunft in den vergangenen zwei Jahren am Arbeitsplatz benachteiligt gefühlt haben – nach Alter (5,2 Prozent) und Geschlecht (6,5 Prozent) der in dieser Gruppe dritthäufigste Grund.
Bei der wahrgenommenen Beschäftigungssituation zeigt die Studie insgesamt positive Signale: ost- und westdeutsche Beschäftigte berichten durchschnittlich eine hohe Arbeitszufriedenheit, wenig wahrgenommene Diskriminierung und eine geringe Absicht, den Arbeitgeber zu wechseln. Demnach halten über drei Viertel der Beschäftigten in der Bundesverwaltung einen Stellenwechsel in den nächsten zwei Jahren für (eher)unwahrscheinlich. Zudem unterscheiden sich ost- und westdeutsche Beschäftigte hinsichtlich der Arbeitszufriedenheit und Wechselabsichten nicht voneinander. „Das spricht für eine insgesamt stabile und attraktive Arbeitssituation in der Bundesverwaltung, unabhängig von der regionalen Herkunft“, so der Projektleiter Dr. Andreas Ette.
Zur Studie: Als Ostdeutsche werden in der vorliegenden Studie Personen definiert, die entweder vor 1990 in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) oder nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland geboren wurden. Darunter zählen die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Ost-Berlin.