Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Artikel in ZeitschriftenDie Auswirkungen demographischer Entwicklungen auf die innere Sicherheit in Deutschland

Grünheid, Evelyn (2008)

Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 33(1): 55–88

DOI: 10.1007/s12523-008-0005-y

Unter den gegenwärtigen Bedingungen der weltweiten Globalisierung, der neuen technischen Möglichkeiten und der intensiven internationalen Vernetzungen ist es nur noch schwer möglich, eine Abgrenzung zwischen innerer und äußerer Sicherheit vorzunehmen. Für die innere Sicherheit in Deutschland sind folgende Aspekte unmittelbar relevant:

  • Gefahr für Leib, Leben und Eigentum der Bürger;
  • Gefahr für Integrität beziehungsweise Funktionsfähigkeit von Staat, Gesellschaft und wirtschaftlichen Institutionen;
  • Verletzung von Rechtgütern und deutschen Sicherheitsinteressen.

Im vorliegenden Artikel wird auf der Basis des gegenwärtigen Forschungsstandes referiert, welche demografischen Entwicklungen wie auf diese Sicherheitsaspekte wirken können.

Gefahr für Leib, Leben und Eigentum der Bürger entsteht vor allem im Bereich der Kriminalität. Hier geht es darum, welche Auswirkungen demografische Prozesse, zum Beispiel Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung oder im Ergebnis von Binnenwanderungsprozessen entstehende Problemgebiete, auf Kriminalitätsprozesse haben können. So können durch demografische Entwicklungen bestehende Disparitäten in der Bevölkerungsverteilung verstärkt beziehungsweise neue hervorgerufen werden, wodurch soziale Probleme bis hin zu Sicherheitsproblemen entstehen können. Auch im Ergebnis von Migrationsprozessen und teilweise damit verbundener mangelnder Integration von Personen ausländischer Herkunft können sich sicherheitsrelevante Probleme herausbilden. Zu denken ist hier zum Beispiel an die Entstehung von Parallelgesellschaften in bestimmten Wohngebieten, vor allem in Großstädten. Illegale Zuwanderungen gehen bereits von vornherein mit einer Verletzung deutscher Grenzbestimmungen einher oder die Illegalität entsteht schrittweise durch Überschreitung der legalen Aufenthaltsdauer. Damit verletzt illegale Zuwanderung einerseits die Rechtsnormen (zum Beispiel Einreisebestimmungen, Aufenthaltsbestimmungen) und stellt unter anderem die staatliche Kernkompetenz der Grenzkontrolle in Frage. Andererseits sind Illegale in verstärktem Maße Ausbeutung und Willkür ausgeliefert – dadurch werden organisierte Kriminalität und Folgekriminalität gefördert. Aber auch in einer anderen Richtung können demografische Prozesse sicherheitsrelevant werden: die Verschiebungen in der Altersstruktur der Deutschen und im Anteil ausländischer Personen verändern das für die Rekrutierung neuer Angehöriger für Armee und Sicherheitsbereich zur Verfügung stehende Potenzial.

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