Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Begutachtete Artikel in FachzeitschriftenZur Entwicklung der durchschnittlichen gemeinsamen Lebenszeit von Drei- und Vier-Generationen-Familien in West- und Ostdeutschland. Eine Modellrechnung

Grünheid, Evelyn; Scharein, Manfred G. (2011)

Comparative Population Studies 36(1): 3–40

DOI: 10.4232/10.CPoS-2011-01de

Dieser Beitrag befasst sich mit der Frage, wie sich einerseits die hohe Lebenserwartung und andererseits das steigende Gebäralter auf die gemeinsame Lebenszeit von drei beziehungsweise vier Generationen auswirken und zukünftig entwickeln werden.

Dazu werden aus amtlichen Daten für Mortalität und Fertilität Indikatoren für die durchschnittliche gemeinsame Lebenszeit von Drei- und Vier-Generationen-Familien abgeleitet. Auf Grund der komplizierten Datenlage muss eine Eingrenzung auf die weibliche Generationenfolge – und hierbei auf die Betrachtung des jeweils erstgeborenen Kindes – vorgenommen werden. Die Indikatoren besitzen den Charakter von Modellrechnungen, deshalb dienen sie vor allem dem Aufzeigen von (zukünftigen) Trends zur Entwicklung der durchschnittlichen gemeinsamen Lebenszeit. Berechnet werden die Indikatoren für die durchschnittlich verbrachte gemeinsame Lebenszeit von Drei-Generationen-Familien für den Zeitraum von 1990 bis 2060 und von Vier-Generationen-Familien für den Zeitraum von 2010 bis 2060.

Im Ergebnis zeigen die Berechnungen für Westdeutschland einen Anstieg der gemeinsam verbrachten Lebenszeit bei drei Generationen bis zu etwa 35 Jahren im Jahr 2000, um danach kontinuierlich auf einen Wert von rund 30 Jahren abzusinken. Für vier Generationen ergibt sich ein ähnlicher Trendverlauf, jedoch ist dieser um rund 30 Jahre in Richtung Zukunft verschoben und erreicht in etwa zwischen 2030 und 2040 den höchsten Wert mit rund sieben bis zehn Jahren. Für Ostdeutschland mit seinem in der Vergangenheit und Gegenwart noch jüngeren Gebäralter der Frauen liegt der Höhepunkt der gemeinsam verbrachten Lebensjahre von drei Generationen am Anfang des Beobachtungszeitraumes (etwa um 1990) bei knapp 40 Jahren. Danach fällt dieser Indikator kontinuierlich. Der Indikator für die durchschnittlich gemeinsam verbrachten Jahre von Vier-Generationen-Familien erreicht hingegen mit einem Wert von 12 bis 14 Jahren voraussichtlich um das Jahr 2020 seinen Höhepunkt. Im Anschluss daran ist auch in Ostdeutschland mit einem Rückgang der gemeinsamen Lebenszeit der Vier-Generationen-Familien zu rechnen. Insgesamt weisen die Trends der Indikatoren darauf hin, dass aus der längeren Lebenserwartung nicht unbedingt auf eine längere gemeinsame Lebenszeit der Generationen und auf ein Ansteigen der Vier-Generationen-Familien geschlossen werden kann. Eher scheint die Drei-Generationen-Familie auch in diesem Jahrhundert die entscheidende familiäre Generationen-Konstellation zu bleiben.

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