Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Begutachtete Artikel in FachzeitschriftenAnstieg depressiver Symptome bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen während des ersten Lockdowns in Deutschland

Ergebnisse des Beziehungs- und Familienpanels pairfam

Naumann, Elias; von den Driesch, Ellen; Schumann, Almut; Thönnissen, Carolin (2021)

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. Cham: Springer

DOI: 10.1007/s00103-021-03451-5

Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie (Corona Virus Disease 2019) hat innerhalb kürzester Zeit das gesellschaftliche Leben grundlegend verändert. Bei politischen Entscheidungen steht oft die Abwägung zwischen der Pandemiebekämpfung und den möglichen negativen wirtschaftlichen Konsequenzen im Vordergrund. Zunehmend finden jedoch auch die psychologischen und sozialen Auswirkungen des Lockdowns Beachtung.

Fragestellung: Wie hat sich die psychische Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie und der dadurch bedingten Kontaktbeschränkungen in Deutschland verändert?

Material und Methoden: Die Analysen basieren auf Längsschnittdaten von bundesweit per Zufallsverfahren ausgewählten Ankerpersonen des Beziehungs- und Familienpanels pairfam. Die hier betrachtete Altersgruppe der Geburtsjahrgänge 2001–2003 wurde im Jahr 2018/2019 erstmalig im Zuge einer Aufstockungsstichprobe befragt und 854 dieser Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 16–19 Jahren nahmen auch an der COVID-19-Zusatzbefragung von Mai bis Juli 2020 (erster Lockdown) teil. Die Depressivität wird mit der State-Trait Depression Scale erhoben.

Ergebnisse: Während des ersten Lockdowns zeigte sich bei den jungen Menschen ein deutlicher Anstieg depressiver Symptome: Vor dem Lockdown hatten 10,4 % klinisch relevante depressive Symptome [95 %-KI: 8,4; 12,5], im Frühjahr 2020 stieg dieser Anteil auf 25,3 % [95 %-KI: 22,4; 28,2]. Das Risiko, depressive Symptome zu entwickeln, war bei weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen erhöht. Der Migrationshintergrund zeigte sich als ein ähnlich starker Risikofaktor: Die Prävalenz depressiver Symptome stieg bei Migrationshintergrund von 11 % auf 33 %.

Diskussion: Um diese Risikogruppen zu erreichen, sind flächendeckende, zielgruppenspezifische und niedrigschwellige Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung nötig.

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